Arzneipflanzenlexikon

Schachtelhalm

Schachtelhalm
Foto © P. Schönfelder

Botanische Bezeichnung

Acker-Schachtelhalm – Equisetum arvense L.

Familie

Schachtelhalmgewächse (Equisetaceae)

Wissenswertes zur Pflanze

Schachtelhalmgewächse sind Sporenpflanzen, die im Mesozoikum zahlreich vertreten waren, heute mit nur noch ungefähr 30 Arten auf der Erde vertreten sind. Allerdings sind diese auf der ganzen Erde verbreitet, sodass der Ackerschachtelhalm in den gemäßigten Zonen der nördlichen Erdhalbkugel verbreitet vorkommt. Der aufrechte hohle Halm ver­zweigt sich in kurzen Abständen wirtelig. An der Verzweigungsstelle bildet sich ein Ring aus schuppenartigen, zugespitzten, miteinander verwachsenen kleinen Blättchen aus, quasi eine Blattscheide. In diese sind die einzelnen Internodien „eingeschachtelt“, daher „Schachtel“halm.
Der Gattungsname Equisetum leitet sich von lat. ‚equus’ (= Pferd) und lat. ‚seta’ (= Tierhaar, Borste) ab, womit die steifen Borstenhaare der Nackenmähne eines Pferdes gemeint sind, denen der Schachtelhalm ähnelt. Durch Kieselsäureeinlagerungen sind die Stängel rau und hart, weshalb die Pflanze früher als Scheuermittel, insbesondere als Zinnputzmittel, verwendet wurde. Daher heißt sie volkstümlich auch „Zinnkraut“.

Der Schachtelhalm ist eine Sporenpflanze. Im Frühjahr treibt sie unverzweigte fertile Sprosse mit endständigen zapfenähnlichen, bräunlichen Sporophyllständen aus (s. Abb. linke Seite). Wenn diese abgestorben sind, folgen im Sommer dann bis 50 cm hohe, quirlig verzweigte, grüne sterile Sprosse (s. Abb. rechte Seite).

Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)

Verwendet werden die sterilen oberirdischen Teile der Pflanze (Schachtelhalmkraut - Equiseti herba).
Die im Handel befindliche Droge stammt aus Ost- und Südeuropa oder aus China.

Inhaltsstoffe der Droge

Schachtelhalmkraut enthält Kieselsäure und Silikate, Flavonoide und Kaffeesäurederivate.

Qualitätsbeschreibungen

Die Qualität des Schachtelhalmkrauts (Equiseti herba) ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt.

Medizinische Anwendung

Anerkannte medizinische Anwendung

Das HMPC hat Schachtelhalmkraut als traditionelles pflanzliches Arzneimittel (§ 39a AMG) eingestuft (siehe „Traditionelle Anwendung“).
ESCOP: innerlich zur Durchspülung der Harnwege, insbesondere bei Entzündungen und Nierengrieß; außerdem unterstützend bei der Behandlung bakterieller Harn­wegs­infektionen; äußerlich als blutstillendes Mittel und zur Wundheilung. Diese Anwendungs­gebiete stützen sich auf Erkenntnisse der langjährigen Anwendung am Menschen.
Kommission E: innerlich beim posttraumatischen und statischen Ödem und zur Durch­spülung bei bakteriellen und entzündlichen Erkrankungen der ableitenden Harnwege und bei Nierengrieß. Äußerlich zur unterstützenden Behandlung schlecht heilender Wunden.

Traditionelle Anwendung

Schachtelhalmkraut wurde vom HMPC als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft. Basierend auf langjähriger Erfahrung kann Schachtelhalmkraut innerlich bei leichten Harn­wegsbeschwerden zur Erhöhung der Urinmenge zwecks Durchspülung der ableitenden Harnwege angewendet werden; äußerlich zur Behandlung oberflächlicher Wunden.

Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln

  • geschnittenes Schachtelhalmkraut zur Teebereitung
  • pulverisierte Droge in Tabletten
  • Trockenextrakte in Dragees und Kapseln
  • alkoholische Auszüge in Tropfen und Saft
  • Equisetum arvense homöopathische Urtinktur in Tropfen
  • ölige Auszüge bzw. Glycerinextrakte in Einreibungen

Dosierung

Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Teeaufguss: mehrmals täglich eine Tasse warmen Schachtelhalmkrautee trinken. Tages­dosis: 6 g Droge.

Bereitung eines Teeaufgusses

2 bis 4 g fein geschnittenes Schachtelhalmkraut werden mit 500 mL kochendem Wasser über­gossen und 5 Min. gekocht. Dann lässt man den Ansatz 10 bis 15 Min. stehen und gibt ihn durch ein Teesieb.

Hinweise

Bei einer Durchspülungstherapie muss auf reichliche Flüssigkeitszufuhr geachtet werden. Soll aufgrund eingeschränkter Herz- oder Nierentätigkeit die Flüssigkeitszufuhr beschränkt werden, darf keine Durchspülungstherapie mit Schachtelhalmkraut durchgeführt werden.
Für die Anwendung von Schachtelhalmkraut während der Schwangerschaft und Stillzeit liegen noch keine Untersuchungen zur Unbedenklichkeit vor; von einer Anwendung bei Kindern unter 12 Jahren wird wegen mangelnder Erkenntnisse abgeraten.

Nebenwirkungen

Selten leichte Magenbeschwerden

Wechselwirkungen

Keine bekannt

Literaturhinweise

Drogenmonographien

HMPC (2016), ESCOP (2019), Kommission E (1986), WHO (NIS)

Weiterführende Literatur

Wichtl: Teedrogen und Phytopharmaka
Schilcher: Leitfaden Phytotherapie
Van Wyk: Handbuch der Arzneipflanzen
Kommentar zum Europäischen Arzneibuch (Schachtelhalmkraut, Nr. 1825)

 

Adonisröschen    Afrikanischer Pflaumenbaum    Aloe    Andorn    Angelica    Anis    Arnika    Artischocke    Augentrost    Australischer Teebaum    Bärentraube    Baldrian    Beinwell    Belladonna    Benediktenkraut    Bilsenkraut    Birke    Bitterklee    Bittersüßer Nachtschatten    Blutweiderich    Blutwurz    Bockshornklee    Boldostrauch    Brechwurz    Brennnessel    Brombeere    Bruchkraut    Buchweizen    Cannabis    Cayennepfeffer    Chinarindenbaum    Cranberry    Digitalis    Diptam-Dost    Dost    Echinacea    Efeu    Ehrenpreis    Eibisch    Eiche    Eisenkraut    Eleutherococcus    Engelsüß    Engelwurz    Enzian    Ephedra    Erdbeere    Erdrauch    Esche    Eukalyptus    Färberdistel    Faulbaum    Fenchel    Fichte    Fingerhut    Flohkraut / Flohsamen-Wegerich    Frauenmantel    Gänsefingerkraut    Gartenbohne    Gelbwurz    Gewürznelken    Ginkgo    Ginseng    Gliedkraut    Goldrute    Grindelia    Gundelrebe / Gundermann    Habichtskraut    Hafer    Hagebutte    Hamamelis    Hanf    Hauhechel    Heidelbeere    Herzgespann    Hibiscus    Himbeere    Hirtentäschel    Holunder    Hopfen    Huflattich    Indischer Hanf    Indischer Wegerich / Indisches Flohsamen-Kraut    Indischer Weihrauch    Ingwer    Ipecacuanha    Iris    Isländisches Moos    Johannisbeere    Johanniskraut    Kamille    Kamille, Römische    Kapland-Pelargonie    Kapuzinerkresse    Kastanie    Katzenbart    Katzenpfötchen    Kava-Kava    Kiefer    Klette    Knoblauch    Königskerze    Kolabaum    Krauseminze    Kretischer Dost    Kreuzdorn    Kümmel    Kürbis    Kurkuma    Labkraut    Latsche    Lavendel    Lein    Liebstöckel    Linde    Löwenzahn    Lungenkraut    Mädesüß    Mäusedorn    Maiglöckchen    Majoran    Malve    Mariendistel    Mastix    Mate-Teestrauch    Meerrettich    Meerträubel    Meerzwiebel    Melisse    Minze    Mistel    Mönchspfeffer    Moosbeere    Mutterkraut    Myrrhe    Nachtkerze    Odermennig    Ölbaum    Orthosiphon    Passionsblume    Pelargonie    Perubalsam    Pfefferminze    Pflaumenbaum, afrikanischer    Preiselbeere    Primel    Quecke    Quendel    Rauschpfeffer    Rhabarber    Ringelblume    Rizinus    Römische Kamille    Rose    Rosenwurz    Rosmarin    Rosskastanie    Ruhrkraut    Sägepalme    Safran    Salbei    Schachtelhalm    Schafgarbe    Schlafmohn    Schlehdorn    Schleifenblume    Schlüsselblume    Schöllkraut    Schwarznessel    Schwertlilie    Senf    Senna / Sennespflanze    Sibirischer Ginseng    Sideritis    Sojalecithin    Sojapflanze    Sonnenhut    Sonnentau    Spitzwegerich    Stechapfel    Steinklee    Stiefmütterchen    Strohblume    Süßholz    Taigawurzel    Tang / Algen    Taubnessel    Tausendgüldenkraut    Teebaum    Teestrauch    Teufelskralle    Thymian    Tollkirsche    Tolubalsam    Traubensilberkerze    Tüpfelfarn    Vogelknöterich    Wacholder    Walnuss    Wegrauke    Wegwarte    Weide    Weidenröschen    Weihrauch    Weinrebe    Weißdorn    Wermut    Wunderbaum    Zauberstrauch    Zimt    Zistrose    Zwiebel