Arzneipflanzenlexikon

Herzgespann

Herzgespann
© Sertürner Bildarchiv

Botanische Bezeichnung

Echtes Herzgespann – Leonurus cardiaca L.

Familie

Lippenblütler (Lamiaceae)

Wissenswertes zur Pflanze

Das Echte Herzgespann, auch Löwenschwanz genannt, ist in Mitteleuropa und Skandinavien über das gemäßigte Russland bis Zentralasien heimisch, in Nordamerika eingeschleppt und verwildert. Die Pflanze wächst auf Schutt, an Zäunen und Hecken und ähnlichen Ruderalstellen.

Der Gattungsname Leonurus leitet sich von lat. ,leo`(= Löwe, Genitiv: leonis) und gr. ,oura' (= Schwanz) ab, was auf die Ähnlichkeit der mit zahlreichen hellpurpurnen Blüten besetzten Scheinähre mit einem Löwenschwanz anspielt. So ist im Deutschen auch der Name Löwenschwanz gebräuchlich. Das Artepitheton cardiaca weist, abgeleitet von gr. ,cardia' (= Herz), auf die Herz-heilende Wirkung dieser Pflanze hin. Dies wird auch durch den deutschen Namen „Herzgespann” vermittelt, wobei „Gespann” ein altdeutsches Wort für „Krampf” ist.

Das Herzgespann wird bis über 1 m hoch mit einer längs gerillten, zottig behaarten Hauptachse. Daran stehen gekreuzt gegenständig die in 3 bis 5, manchmal auch in 7 Lappen gespaltenen Blätter. Sie sind grob gesägt, unterseits weich behaart und werden nach oben zu den Blüten hin immer kleiner. Die Blüten sitzen in 10 bis 15 vielblütigen, fast kugelig wirkenden Scheinquirlen, die übereinander stehen und jeweils auf einem Tragblatt sitzen. Der Kelch hat 5 dornige Zähne, daraus schaut eine rosa oder weißliche Lippenblüte heraus mit einer flach helmförmigen, behaarten Oberlippe und einer dreispaltigen Unterlippe. Die Früchte sind kleine tetraedrische Nüsschen. Blütezeit ist Juni bis September.

Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)

Verwendet werden die zur Blütezeit gesammelten oberirdischen Teile der Pflanze (Herzgespannkraut - Leonuri cardiacae herba). Die Droge besteht aus Stängelteilen, Blättern und Blüten, vereinzelt sind auch kleine Früchte (botanisch: Nüsschen) zu finden.
Die Droge des Handels stammt aus Osteuropa (Wildsammlung).

Inhaltsstoffe der Droge

Herzgespannkraut enthält Diterpen-Bitterstoffe, Iridoide, Flavonoide, Kaffeesäure-Derivate und Phenylethanoide.

Qualitätsbeschreibungen

Die Qualität des Herzgespannkrauts (Leonuri cardiacae herba) ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt.

Medizinische Anwendung

Anerkannte medizinische Anwendung

Das HMPC hat Herzgespannkraut als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft (siehe "Traditionelle Anwendung").
ESCOP: leichte Herzbeschwerden nervösen Ursprungs; dieses Anwendungsgebiet stützt sich auf Erkenntnisse der langjährigen Anwendung am Menschen.
Kommission E: unterstützend bei nervösen Herzbeschwerden, auch im Rahmen einer Schilddrüsenüberfunktion.

Traditionelle Anwendung

Herzgespannkraut wurde vom HMPC als traditionelles pflanzliches Arzneimittel (§ 39a AMG) eingestuft. Basierend auf langjähriger Erfahrung kann Herzgespannkraut bei nervöser Anspannung, bei nervösen Herzbeschwerden, wie z.B. Herzklopfen, eingesetzt werden, wenn ärztlicherseits eine ernsthafte Erkrankung ausgeschlossen wurde.

Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln

  • geschnittenes Herzgespannkraut zur Bereitung eines Tees
  • Fluidextrakt in flüssigen Zubereitungen
  • Tinktur in Tropfen
  • Leonurus cardiaca homöopathische Urtinktur in flüssigen Zubereitungen

Dosierung

Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Teeaufguss: 3-mal täglich eine Tasse Herzgespannkrauttee trinken. Tagesdosis: 3 bis 10 g Droge.

Bereitung eines Teeaufgusses

2 bis 4 g Herzgespannkraut mit 150 mL kochendem Wasser übergießen und nach 10 Min. abseihen.

Hinweise

Die Anwendung von Herzgespannkraut während der Schwangerschaft wird nicht befürwortet. Zur Anwendung von Herzgespannkraut während der Stillzeit liegen noch keine Untersuchungen zur Unbedenklichkeit vor; von einer Anwendung von Herzgespannkraut bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren wird wegen mangelnder Erkenntnisse abgeraten.

Nebenwirkungen

Keine bekannt

Wechselwirkungen

Keine bekannt

Literaturhinweise

Drogenmonographien

HMPC (2010, 2019), ESCOP (2019), Kommission E (1986), WHO (NIS)

Weiterführende Literatur

Wichtl: Teedrogen und Phytopharmaka
Schilcher: Leitfaden Phytotherapie
Van Wyk: Handbuch der Arzneipflanzen
Kommentar zum Europäischen Arzneibuch (Herzgespannkraut, Nr. 1851)

 

Adonisröschen    Afrikanischer Pflaumenbaum    Aloe    Andorn    Angelica    Anis    Arnika    Artischocke    Augentrost    Australischer Teebaum    Bärentraube    Baldrian    Beinwell    Belladonna    Benediktenkraut    Bilsenkraut    Birke    Bitterklee    Bittersüßer Nachtschatten    Blutweiderich    Blutwurz    Bockshornklee    Boldostrauch    Brechwurz    Brennnessel    Brombeere    Bruchkraut    Buchweizen    Cannabis    Cayennepfeffer    Chinarindenbaum    Cranberry    Digitalis    Diptam-Dost    Dost    Echinacea    Efeu    Ehrenpreis    Eibisch    Eiche    Eisenkraut    Eleutherococcus    Engelsüß    Engelwurz    Enzian    Ephedra    Erdbeere    Erdrauch    Esche    Eukalyptus    Färberdistel    Faulbaum    Fenchel    Fichte    Fingerhut    Flohkraut / Flohsamen-Wegerich    Frauenmantel    Gänsefingerkraut    Gartenbohne    Gelbwurz    Gewürznelken    Ginkgo    Ginseng    Gliedkraut    Goldrute    Grindelia    Gundelrebe / Gundermann    Habichtskraut    Hafer    Hagebutte    Hamamelis    Hanf    Hauhechel    Heidelbeere    Herzgespann    Hibiscus    Himbeere    Hirtentäschel    Holunder    Hopfen    Huflattich    Indischer Hanf    Indischer Wegerich / Indisches Flohsamen-Kraut    Indischer Weihrauch    Ingwer    Ipecacuanha    Iris    Isländisches Moos    Johannisbeere    Johanniskraut    Kamille    Kamille, Römische    Kapland-Pelargonie    Kapuzinerkresse    Kastanie    Katzenbart    Katzenpfötchen    Kava-Kava    Kiefer    Klette    Knoblauch    Königskerze    Kolabaum    Krauseminze    Kretischer Dost    Kreuzdorn    Kümmel    Kürbis    Kurkuma    Labkraut    Latsche    Lavendel    Lein    Liebstöckel    Linde    Löwenzahn    Lungenkraut    Mädesüß    Mäusedorn    Maiglöckchen    Majoran    Malve    Mariendistel    Mastix    Mate-Teestrauch    Meerrettich    Meerträubel    Meerzwiebel    Melisse    Minze    Mistel    Mönchspfeffer    Moosbeere    Mutterkraut    Myrrhe    Nachtkerze    Odermennig    Ölbaum    Orthosiphon    Passionsblume    Pelargonie    Perubalsam    Pfefferminze    Pflaumenbaum, afrikanischer    Preiselbeere    Primel    Quecke    Quendel    Rauschpfeffer    Rhabarber    Ringelblume    Rizinus    Römische Kamille    Rose    Rosenwurz    Rosmarin    Rosskastanie    Ruhrkraut    Sägepalme    Safran    Salbei    Schachtelhalm    Schafgarbe    Schlafmohn    Schlehdorn    Schleifenblume    Schlüsselblume    Schöllkraut    Schwarznessel    Schwertlilie    Senf    Senna / Sennespflanze    Sibirischer Ginseng    Sideritis    Sojalecithin    Sojapflanze    Sonnenhut    Sonnentau    Spitzwegerich    Stechapfel    Steinklee    Stiefmütterchen    Strohblume    Süßholz    Taigawurzel    Tang / Algen    Taubnessel    Tausendgüldenkraut    Teebaum    Teestrauch    Teufelskralle    Thymian    Tollkirsche    Tolubalsam    Traubensilberkerze    Tüpfelfarn    Vogelknöterich    Wacholder    Walnuss    Wegrauke    Wegwarte    Weide    Weidenröschen    Weihrauch    Weinrebe    Weißdorn    Wermut    Wunderbaum    Zauberstrauch    Zimt    Zistrose    Zwiebel