Arzneipflanzenlexikon

Eibisch

Eibisch
© Sertürner Bildarchiv

Botanische Bezeichnung

Echter Eibisch – Althaea officinalis L.

Familie

Malvengewächse (Malvaceae) 

Wissenswertes zur Pflanze

Der Eibisch ist in Asien heimisch und ist heute westwärts bis Südosteuropa, ostwärts durch Zentralasien bis China verbreitet, häufig auch als Gartenpflanze verwildert. Der Gattungsname Althaea leitet sich von gr. ‚altheeis’ (= heilkräftig) ab. Das Artepitheton officinalis lässt darauf schließen, dass es sich um eine alte Arzneipflanze handelt, denn die „Offizin“ ist der Verkaufsraum einer Apotheke und ‚officinalis’ bedeutet: in der Apotheke gebräuchlich.

Der Eibisch wird bis zu 1,50 m hoch und trägt samtig behaarte, 3- bis 5-lappige Blätter mit handförmiger Nervatur. In den Blattachseln stehen große weiße bis rosafarbene Blüten. Von einem kurzen Rhizom gehen nach unten die kräftigen, bis zu 50 cm langen graubraunen Wurzeln ab. Blütezeit ist Juli bis September.

Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)

Verwendet werden die geschälten oder ungeschälten Wurzeln (Eibischwurzel - Althaeae radix) und die Blätter (Eibischblätter - Althaeae folium). Das Schälen der Wurzel ist arbeitstechnisch sehr aufwändig und inhaltlich eigentlich nicht gerechtfertigt, entspricht jedoch einer alten Gewohnheit. Die Wurzeldroge kommt immer geschält und in einem typischen Würfelschnitt auf den Markt.
Die im Handel befindliche Wurzeldroge stammt aus Kulturen in Bulgarien, dem ehemaligen Jugoslawien, Russland, Ungarn und Belgien. Aus diesen Ländern wird auch die Blattdroge eingeführt, die bei der Ernte der Wurzeln als Nebenprodukt anfällt.

Inhaltsstoffe der Droge

Eibischwurzel und Eibischblätter enthalten Schleimstoffe.

Qualitätsbeschreibungen

Die Qualität folgender Drogen bzw. Drogenzubereitungen ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt:

  • Eibischwurzel (Althaeae radix)
  • Eibischblätter (Althaeae folium)
Die Qualität von Eibischsirup (Althaeae sirupus) ist im Deutschen Arzneimittel-Codex (DAC) festgelegt.

Medizinische Anwendung

Anerkannte medizinische Anwendung

Eibischwurzel
Das HMPC hat Eibischwurzel als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft (siehe „Traditionelle Anwendung“).
ESCOP: trockener Reizhusten; Reizungen der Mund- und Rachenschleimhaut; zur Linderung leichter Magen-Darm-Beschwerden und Reizungen der Magenschleimhaut. Diese Anwendungsgebiete stützen sich auf Erkenntnisse der langjährigen Anwendung am Menschen.
Kommission E: Schleimhautreizungen im Mund- und Rachenraum und damit verbundener trockener Reizhusten; leichte Entzündungen der Magenschleimhaut.

Eibischblätter
Kommission E: Schleimhautreizungen im Mund- und Rachenraum und damit verbundener trockener Reizhusten.

Traditionelle Anwendung

Eibischwurzel wurde vom HMPC als traditionelles pflanzliches Arzneimittel (§ 39a AMG) eingestuft. Basierend auf langjähriger Erfahrung kann Eibischwurzel bei Schleimhaut­reizungen im Mund- und Rachenraum und damit verbundenem trockenem Reizhusten sowie zur Linderung von Magenbeschwerden eingesetzt werden.

Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln

Eibischwurzel

  • geschnittene Eibischwurzel zur Teebereitung
  • pulverisierte Droge in Tabletten
  • Trockenextrakte in löslichen Instant-Tees
  • wässriger Auszug in Saft und Sirup
Eibischblätter
  • geschnittene Eibischblätter zur Teebereitung

Dosierung

Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Teeaufguss: 3-mal täglich eine Tasse kalt bereiteten Eibischaufguss kalt trinken.
Tagesdosis: Eibischwurzel: Kinder 3,0 bis 4,5 g, Jugendliche und Erwachsene 10 g; Eibischblätter: 5 g; sinnvoll ist eine Kombination mit anderen Drogen, z. B. Lindenblüten, Spitzwegerichkraut, Malvenblätter (Erkältungstee).

Bereitung eines Teeaufgusses

1 bis 2 Teelöffel (ca. 0,5 bis 3 g) geschnittene Eibischwurzel bzw. 1 Esslöffel (ca. 2 g) geschnittene Eibischblätter mit ca. 150 mL kaltem Wasser übergießen und unter gelegentlichem Umrühren 1 bis 2 Std. stehen lassen. Danach wird der Ansatz kurz zum Sieden erhitzt, wieder abgekühlt und dann durch ein Teesieb gegeben.

Hinweise

Diabetiker müssen bei Eibischsirup die Angabe des Zuckergehalts auf der Packung beachten.
Für die Anwendung von Eibischwurzel während der Schwangerschaft und Stillzeit liegen noch keine Untersuchungen zur Unbedenklichkeit vor. Von der Anwendung gegen Husten bei Kindern unter 3 Jahren ist abzuraten, weil diese Symptomatik in ärztliche Hände gehört. Von einer Anwendung von Eibischwurzel gegen Magenbeschwerden bei Kindern unter 12 Jahren wird wegen mangelnder Erkenntnisse abgeraten.

Nebenwirkungen

Keine bekannt

Wechselwirkungen

Eibischwurzel soll ½ bis 1 Stunde vor oder 2 Stunden nach der Einnahme von anderen Arzneimitteln eingenommen werden, da ansonsten die Aufnahme anderer Arzneimittel aus dem Magen-Darm-Trakt verzögert sein kann.

Literaturhinweise

Drogenmonographien

HMPC (2016), ESCOP (2019), Kommission E (1989), WHO (Vol. 2, NIS)

Weiterführende Literatur

Wichtl: Teedrogen und Phytopharmaka
Schilcher: Leitfaden Phytotherapie
Van Wyk: Handbuch der Arzneipflanzen
Kommentar zum Europäischen Arzneibuch (Eibischwurzel, Nr. 1126; Eibischblätter Nr. 1856)

 

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