Arzneipflanzenlexikon

Vogelknöterich

Vogelknöterich
Foto © P. Schönfelder

Botanische Bezeichnung

Gewöhnlicher Vogelknöterich - Polygonum aviculare L.

Familie

Knöterichgewächse (Polygonaceae)

Wissenswertes zur Pflanze

Der Vogelknöterich ist in Europa beheimatet und wurde auch in die gemäßigten Breiten der anderen Kontinente verschleppt, sodass man heute von weltweiter Verbreitung sprechen kann. Er bevorzugt Ruderalstandorte, also vom Menschen stark beeinträchtigte Standorte, wie z.B. Schutthalden, Brachen, Straßen- und Wegränder oder Bahndämme und Un­kraut­fluren, auch wächst er zwischen Straßenpflaster.

Der Gattungsname Polygonum kann man sich von gr. ‚polygonos‘ (= vielerzeugend, fruchtbar) abgeleitet denken, denn das würde zum Vogelknöterich gut passen. Als eher wahrscheinlich gilt aber die Ableitung von gr. ‚polys‘ (= viel) und ‚gony‘ (= Knie), was so viel bedeutet wie „Viel-Knie“, bezogen auf die typisch knotig gegliederten Stängel der Pflanze. Dies kommt auch im deutschen Namen „Knöterich“ zum Ausdruck. Das Arte­pitheton aviculare leitet sich von lat. ‚avicularis‘ (= als Vogelfutter dienend; ‚avis‘ = Vogel) ab und weist darauf hin, dass sich Vögel gerne der Früchte des Vogelknöterichs bedienen.

Der Vogelknöterich hat bis über 1 Meter lange niederliegende oder leicht aufsteigende Stängel mit elliptisch-lanzettlichen Blättern. Die Blätter der Seitensprosse sind etwas größer als die des Hauptstängels, am Blattgrund enden sie jeweils mit einer häutigen, silbrig glänzenden Nebenblattscheide, die an der Basis bräunlich ist. Die kleinen Blüten stehen zu 1 bis 3 in den Blattachseln. Ihre grünlich-weiße 5-teilige Blütenhülle ist an den Zipfeln gerne rot gefärbt. Die Früchte sind braune oder schwarze, dreikantige kleine Nüsse. Blütezeit ist Mai bis September. Die Art ist sehr formenreich, sodass man eigentlich von einer „Artengruppe des Vogelknöterichs“ sprechen muss.

Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)

Verwendet werden die getrockneten, blühenden oberirdischen Teile, bestehend aus Blät­tern, Stängeln und Blüten (Vogelknöterichkraut – Polygoni avicularis herba).
Die Droge des Handels stammt aus Wildsammlungen in osteuropäischen Ländern.

Inhaltsstoffe der Droge

Vogelknöterichkraut enthält Flavonoide, Gerbstoffe, Cumarine, Phenolcarbonsäuren, Avi­culan (ein Lignan) und Naphthochinone sowie Schleimstoffe.

Qualitätsbeschreibungen

Die Qualität des Vogelknöterichkrauts (Polygoni avicularis herba) ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt.

Medizinische Anwendung

Anerkannte medizinische Anwendung

Das HMPC hat Vogelknöterichkraut als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft (siehe „Traditionelle Anwendung“).
ESCOP: Vogelknöterichkraut wurde bisher nicht bearbeitet.
Kommission E: innerlich bei leichten Katarrhen der Luftwege; äußerlich bei entzündlichen Veränderungen der Mund- und Rachenschleimhaut.

Traditionelle Anwendung

Vogelknöterichkraut wurde vom HMPC als traditionelles pflanzliches Arzneimittel (§ 39a AMG) eingestuft. Basierend auf langjähriger Erfahrung kann Vogelknöterichkraut innerlich zur Behandlung einer banalen Erkältung eingesetzt werden und zur Erhöhung der Harn­menge und damit zur Durchspülung der Harnwege unterstützend bei leichten Harn­wegsbeschwerden. Äußerliche Anwendung: bei leichten Entzündungen im Mund- und Rachen­raum.

Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln

  • geschnittenes Vogelknöterichkraut zur Teebereitung, meist in Mischungen mit anderen Drogen
  • wässriger Auszug in flüssigen Zubereitungen

Dosierung

Fertigarzneimittel: Packungsbeilage beachten;
Teeaufguss: 3- bis 5-mal täglich eine Tasse Vogelknöterichkrauttee trinken. Zum Gurgeln den Tee etwas mit Wasser verdünnen und 4- bis 5-mal täglich anwenden.

Bereitung eines Teeaufgusses

1,5 bis 2 g fein geschnittenes Vogelknöterichkraut mit ca. 150 mL siedendem Wasser übergießen und nach 5 bis 10 Min. abseihen.

Hinweise

Bei Harnwegsinfekten muss reichlich Flüssigkeit getrunken werden. Beim Vorliegen von Ödemen infolge eingeschränkter Herz- und Nierentätigkeit soll eine Durch­spülungs­therapie mit Vogelknöterichkraut nicht durchgeführt werden.
Zur Anwendung von Vogelknöterichkraut während der Schwangerschaft und Stillzeit liegen noch keine Untersuchungen zur Unbedenklichkeit vor; von einer Anwendung bei Kindern unter 12 Jahren wird wegen mangelnder Erkenntnisse abgeraten.

Nebenwirkungen

Keine bekannt

Wechselwirkungen

Keine bekannt

Literaturhinweise

Drogenmonographien

HMPC (2016), Kommission E (1990), WHO (NIS)

Weiterführende Literatur

Schilcher: Leitfaden Phytotherapie
Wichtl: Teedrogen und Phytopharmaka
Van Wyk: Handbuch der Arzneipflanzen
Kommentar zum Europäischen Arzneibuch (Vogelknöterichkraut, Nr. 1885)

 

Adonisröschen    Afrikanischer Pflaumenbaum    Aloe    Andorn    Angelica    Anis    Arnika    Artischocke    Augentrost    Australischer Teebaum    Bärentraube    Baldrian    Beinwell    Belladonna    Benediktenkraut    Bilsenkraut    Birke    Bitterklee    Bittersüßer Nachtschatten    Blutweiderich    Blutwurz    Bockshornklee    Boldostrauch    Brechwurz    Brennnessel    Brombeere    Bruchkraut    Buchweizen    Cannabis    Cayennepfeffer    Chinarindenbaum    Cranberry    Digitalis    Diptam-Dost    Dost    Echinacea    Efeu    Ehrenpreis    Eibisch    Eiche    Eisenkraut    Eleutherococcus    Engelsüß    Engelwurz    Enzian    Ephedra    Erdbeere    Erdrauch    Esche    Eukalyptus    Färberdistel    Faulbaum    Fenchel    Fichte    Fingerhut    Flohkraut / Flohsamen-Wegerich    Frauenmantel    Gänsefingerkraut    Gartenbohne    Gelbwurz    Gewürznelken    Ginkgo    Ginseng    Gliedkraut    Goldrute    Grindelia    Gundelrebe / Gundermann    Habichtskraut    Hafer    Hagebutte    Hamamelis    Hanf    Hauhechel    Heidelbeere    Herzgespann    Hibiscus    Himbeere    Hirtentäschel    Holunder    Hopfen    Huflattich    Indischer Hanf    Indischer Wegerich / Indisches Flohsamen-Kraut    Indischer Weihrauch    Ingwer    Ipecacuanha    Iris    Isländisches Moos    Johannisbeere    Johanniskraut    Kamille    Kamille, Römische    Kapland-Pelargonie    Kapuzinerkresse    Kastanie    Katzenbart    Katzenpfötchen    Kava-Kava    Kiefer    Klette    Knoblauch    Königskerze    Kolabaum    Krauseminze    Kretischer Dost    Kreuzdorn    Kümmel    Kürbis    Kurkuma    Labkraut    Latsche    Lavendel    Lein    Liebstöckel    Linde    Löwenzahn    Lungenkraut    Mädesüß    Mäusedorn    Maiglöckchen    Majoran    Malve    Mariendistel    Mastix    Mate-Teestrauch    Meerrettich    Meerträubel    Meerzwiebel    Melisse    Minze    Mistel    Mönchspfeffer    Moosbeere    Mutterkraut    Myrrhe    Nachtkerze    Odermennig    Ölbaum    Orthosiphon    Passionsblume    Pelargonie    Perubalsam    Pfefferminze    Pflaumenbaum, afrikanischer    Preiselbeere    Primel    Quecke    Quendel    Rauschpfeffer    Rhabarber    Ringelblume    Rizinus    Römische Kamille    Rose    Rosenwurz    Rosmarin    Rosskastanie    Ruhrkraut    Sägepalme    Safran    Salbei    Schachtelhalm    Schafgarbe    Schlafmohn    Schlehdorn    Schleifenblume    Schlüsselblume    Schöllkraut    Schwarznessel    Schwertlilie    Senf    Senna / Sennespflanze    Sibirischer Ginseng    Sideritis    Sojalecithin    Sojapflanze    Sonnenhut    Sonnentau    Spitzwegerich    Stechapfel    Steinklee    Stiefmütterchen    Strohblume    Süßholz    Taigawurzel    Tang / Algen    Taubnessel    Tausendgüldenkraut    Teebaum    Teestrauch    Teufelskralle    Thymian    Tollkirsche    Tolubalsam    Traubensilberkerze    Tüpfelfarn    Vogelknöterich    Wacholder    Walnuss    Wegrauke    Wegwarte    Weide    Weidenröschen    Weihrauch    Weinrebe    Weißdorn    Wermut    Wunderbaum    Zauberstrauch    Zimt    Zistrose    Zwiebel