Arzneipflanzenlexikon

Mäusedorn

Mäusedorn
© Sertürner Bildarchiv

Botanische Bezeichnung

Stechender Mäusedorn – Ruscus aculeatus L.

Familie

Spargelgewächse (Asparagaceae)

Wissenswertes zur Pflanze

Der Stechende Mäusedorn ist im Mittelmeergebiet und Nordafrika bis Vorderasien heimisch und ist auch an der Atlantikküste Frankreichs und Englands zu finden. Er liebt die Trockenheit und wächst als immergrüner Strauch in Gebüschen und an trockenen, steinigen Abhängen. Die uns als Blätter erscheinenden Organe sind keine Blätter, sondern blattartig verbreiterte, 1,5 bis 2,5 cm lange Seitentriebe (Phyllokladien). Sie übernehmen mit ihrer grünen Farbe (Chlorophyll) die Photosynthese. Die Blätter selbst sind unscheinbare Schuppen, die leicht abfallen und deswegen nicht in Erscheinung treten.

Die kleinen weißen Blüten stehen zu mehreren ungefähr in der Mitte der blattartigen Seitentriebe (Phyllokladien). Wenn diese dann mitten auf den „Blättern“ zu roten Beeren heranreifen, sind die Zweige des Mäusedorns sehr dekorativ. Deshalb werden sie gerne im Spätherbst in Grab- oder Adventsgestecke eingearbeitet und halten sich darin bis in den Winter hinein. Die Phyllokladien sind ledrig hart und laufen am Ende in eine scharfe Spitze aus, an der man sich leicht verletzen kann. Diese Eigenschaft hat der Pflanze den Namen „Mäusedorn“ eingebracht, verstärkt durch den Beinamen „stechend“. Dies drückt sich auch im Artepitheton aculeatus aus, abgeleitet von lat. ‚aculeus’ (= Stachel), aculeatus heißt somit „mit Stacheln versehen“.
In alten Büchern findet man den Hinweis, dass die dornigen Zweige zum Abhalten der Mäuse, Fledermäuse und Ratten dienten, indem sie zu Körben verflochten wurden, in denen Nahrungsmittel aufbewahrt wurden. Im Englischen heißt die Pflanze „Butcher’s broom“ (Metzgers Besen), weil in Italien früher die Metzger ihre Hackklötze mit Besen aus Mäusedorn säuberten.

Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)

Verwendet werden die getrockneten unterirdischen Teile, bestehend aus den Wurzel­stöcken mit anhängenden Wurzeln (Mäusedornwurzelstock – Rusci rhizoma). Sie werden im Spätsommer aus­gegraben.
Die Droge des Handels stammt aus den Mittelmeerländern.

Inhaltsstoffe der Droge

Mäusedornwurzelstock enthält Steroidsaponine; das daraus isolierte Aglykongemisch ist unter der Bezeichnung „Ruscogenine“ im Handel. Außerdem sind Phytosterole und Triterpene enthalten.

Qualitätsbeschreibungen

Die Qualität des Mäusedornwurzelstocks (Rusci rhizoma) ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt.

Medizinische Anwendung

Anerkannte medizinische Anwendung

Das HMPC hat Mäusedornwurzelstock als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft (siehe „Traditionelle Anwendung“).
ESCOP: zur unterstützenden Therapie der Symptome der chronisch venösen Insuffizienz (CVI) wie schmerzende, müde und schwere Beine sowie Kribbeln und Schwellungen der Beine; außerdem unterstützend bei Symptomen von Hämorrhoiden (Juckreiz, Brennen).
Kommission E: zur unterstützenden Therapie von Beschwerden bei chronisch venöser Insuffizienz (CVI) wie Schmerzen und Schweregefühl in den Beinen, nächtliche Waden­krämpfe, Juckreiz und Schwellungen. Unterstützende Therapie von Beschwerden bei Hämorrhoiden wie Juck­reiz, Brennen.

Traditionelle Anwendung

Mäusedornwurzelstock wurde vom HMPC als traditionelles pflanzliches Arzneimittel (§ 39a AMG) eingestuft. Basierend auf langjähriger Erfahrung kann Mäusedornwurzelstock zur Besserung von Beschwerden und Schweregefühl in den Beinen im Zusammenhang mit leichten venösen Durchblutungsstörungen und bei Hämorrhoiden zur Linderung von Juckreiz und Brennen eingesetzt werden.

Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln

Trockenextrakte in Kapseln und Tabletten

Dosierung

Fertigarzneimittel: Um die Wirkung zu gewährleisten, sollte Mäusedornwurzelstock in Form von Fertigarzneimittel mit einem definierten Wirkstoffgehalt (quantifizierter Extrakt) oder auf Ruscogenine eingestellte Zubereitungen eingenommen werden; die Dosierung ist der Packungsbeilage zu entnehmen.
Mit einer Teezubereitung von Mäusedornwurzelstock wird die wirksame Dosis zur Behand­lung der chronisch venösen Insuffizienz (CVI) nicht erreicht.

Hinweise

Beim Vorliegen von Hautentzündungen oder subkutanen Verhärtungen, Geschwüren, plötz­liches Auftreten von Schwellungen an den Beinen oder beim Vorliegen einer Herz- oder Nierenschwäche muss ärztlicher Rat eingeholt werden.
Für die Anwendung während der Schwangerschaft und Stillzeit liegen noch keine Unter­suchungen zur Unbedenklichkeit vor; von einer Anwendung bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren wird wegen mangelnder Erkenntnisse abgeraten.

Nebenwirkungen

Keine bekannt

Wechselwirkungen

Keine bekannt

Literaturhinweise

Drogenmonographien

HMPC (2019), ESCOP (2017), Kommission E (1991)

Weiterführende Literatur

Wichtl: Teedrogen und Phytopharmaka
Schilcher: Leitfaden Phytotherapie
Van Wyk: Handbuch der Arzneipflanzen
Kommentar zum Europäischen Arzneibuch (Mäusedornwurzelstock, Nr. 1847)

 

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