Arzneipflanzenlexikon

Augentrost

Augentrost
© Sertürner Bildarchiv

Botanische Bezeichnung

(Gewöhnlicher) Augentrost – Euphrasia officinalis L.

Familie

Rachenblütler (Scrophulariaceae)

Wissenswertes zur Pflanze

Die Gattung Euphrasia ist mit 100 bis 250 Arten systematisch sehr schwer zu erfassen und gliedert sich in mehrere Sektionen und Untersektionen. Der arzneilich verwendete Augentrost, E. officinalis L., stellt einen Artenkomplex aus mehreren nahe verwandten Taxa dar (z.B. E. rostkoviana, E. stricta u.a.). Es handelt sich somit um eine Sammelbezeichnung, die manchmal auch mit „s.l.“ (sensu latiore = im weiteren Sinne) ergänzt wird. Dementsprechend ist diese Art sehr formenreich. Sie ist mit Ausnahme der südlichen Teile der Mittelmeerhalbinseln in Europa sehr verbreitet. Augentrost ist ein einjähriger Halb­schmarotzer und wächst auf Weiden, wenig gedüngten Wirtschaftswiesen und Mager­rasen.

Der Gattungsname Euphrasia leitet sich von gr. ‚euphrasia’ (= Wohlbefinden) ab, allerdings ist nicht klar, ob sich diese Bezeichnung auf die Heilwirkung der Pflanze bezieht oder auf ihr hübsches Aussehen. Im deutschen Begriff „Augentrost“ spiegelt sich die volkstümliche Verwendung des Krauts bei Augenleiden wider. Ein dunkler Fleck am Grunde des Blütenrachens wurde früher gerne mit der menschlichen Pupille in Verbindung gebracht. Das Artepitheton officinalis lässt darauf schließen, dass es sich um eine alte Arzneipflanze handelt, denn die „Offizin“ ist der Verkaufsraum einer Apotheke und ‚officinalis’ bedeutet: in der Apotheke gebräuchlich.

Der Stängel ist verzweigt, in der Höhe variiert er von 2 bis 30 cm. An ihm stehen kleine, sehr unterschiedlich geformte Blättchen mit 7 bis 10 langen, spitzen Blattrandzähnen, oft in Blattknäuel zusammensitzend. Die dreilippige Ober- und zweilappige Unterlippe der Rachenblüte sind jeweils bis 10 mm lang, weiß mit lilafarbenen Adern; auf der Unterlippe findet sich ein gelber Fleck. Der Blütenstand ist vielblütig; Blütezeit: Juni bis September.

Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)

Verwendet wird das getrocknete, blühende Kraut (Euphrasiae herba), bestehend aus den Stängeln, Blättern und Blüten.
Die Droge des Handels stammt aus den südeuropäischen Ländern.

Inhaltsstoffe der Droge

Augentrostkraut enthält Iridoide, Lignane, Phenylethanoidglykoside und Flavonoide.

Qualitätsbeschreibungen

Die Qualität von Augentrostkraut (Euphrasiae herba) ist im Deutschen Arzneimittel-Codex (DAC) festgelegt.

Medizinische Anwendung

Anerkannte medizinische Anwendung

Das HMPC hat Augentrostkraut abschließend beurteilt und kam dabei zu dem Schluss, dass eine Anwendung von Augentrostkraut-Zubereitungen am Auge wegen fehlendem Wirkungsnachweis und aus hygienischen Gründen nicht empfohlen werden kann. Augentrostkraut wurde von der ESCOP bisher nicht bearbeitet.
Von der Kommission E erhielt Augentrostkraut eine Negativverabschiedung, da das damals vorliegende wissenschaftliche Erkenntnismaterial die Wirksamkeit nicht belegen konnte. Da von der Droge nach Erkenntnissen der Kommission E jedoch keine Risiken zu erwarten sind, wird diese Beurteilung als sog. „Nullmonographie“ bezeichnet.
In Deutschland sind Euphrasia-Zubereitungen als Arzneimittel der anthroposophischen Therapierichtung auf dem Markt; Anwendungsgebiete: nicht-eitrige Bindehautentzündung, katarrhalische Entzündung am Auge mit erhöhtem Tränenfluss, Lidödeme.
Volkstümlich wird Augentrostkraut äußerlich zu Waschungen, Umschlägen und Augen­bädern bei Augenentzündungen und anderen Augenleiden verwendet.

Traditionelle Anwendung

Augentrostkraut erhielt bisher keine Einstufung als traditionelles Arzneimittel im Sinne des § 39a AMG; keine Listung als traditionelles Arzneimittel (§ 109 a).

Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln

  • Euphrasia homöopathische Urtinktur in Augensalben
  • homöopathische Verdünnungen: D3 in Augentropfen; D6 in Tropfen zur Einnahme

Dosierung

Augentrostkraut soll nur in Form von Fertigarzneimitteln angewendet werden. Dosierung: siehe Packungsbeilage.

Bereitung eines Teeaufgusses

entfällt

Hinweise

Aus hygienischen Gründen Anwendung von Augentrostkraut nur in Form von Fertig­arzneimitteln.

Nebenwirkungen

Keine bekannt

Wechselwirkungen

Keine bekannt

Literaturhinweise

Drogenmonographien

HMPC (2011), Kommission E (1992)

Weiterführende Literatur

Wichtl: Teedrogen und Phytopharmaka
Schilcher: Leitfaden Phytotherapie
Van Wyk: Handbuch der Arzneipflanzen

 

Adonisröschen    Afrikanischer Pflaumenbaum    Aloe    Andorn    Angelica    Anis    Arnika    Artischocke    Augentrost    Australischer Teebaum    Bärentraube    Baldrian    Beinwell    Belladonna    Benediktenkraut    Bilsenkraut    Birke    Bitterklee    Bittersüßer Nachtschatten    Blutweiderich    Blutwurz    Bockshornklee    Boldostrauch    Brechwurz    Brennnessel    Brombeere    Bruchkraut    Buchweizen    Cannabis    Cayennepfeffer    Chinarindenbaum    Cranberry    Digitalis    Diptam-Dost    Dost    Echinacea    Efeu    Ehrenpreis    Eibisch    Eiche    Eisenkraut    Eleutherococcus    Engelsüß    Engelwurz    Enzian    Ephedra    Erdbeere    Erdrauch    Esche    Eukalyptus    Färberdistel    Faulbaum    Fenchel    Fichte    Fingerhut    Flohkraut / Flohsamen-Wegerich    Frauenmantel    Gänsefingerkraut    Gartenbohne    Gelbwurz    Gewürznelken    Ginkgo    Ginseng    Gliedkraut    Goldrute    Grindelia    Gundelrebe / Gundermann    Habichtskraut    Hafer    Hagebutte    Hamamelis    Hanf    Hauhechel    Heidelbeere    Herzgespann    Hibiscus    Himbeere    Hirtentäschel    Holunder    Hopfen    Huflattich    Indischer Hanf    Indischer Wegerich / Indisches Flohsamen-Kraut    Indischer Weihrauch    Ingwer    Ipecacuanha    Iris    Isländisches Moos    Johannisbeere    Johanniskraut    Kamille    Kamille, Römische    Kapland-Pelargonie    Kapuzinerkresse    Kastanie    Katzenbart    Katzenpfötchen    Kava-Kava    Kiefer    Klette    Knoblauch    Königskerze    Kolabaum    Krauseminze    Kretischer Dost    Kreuzdorn    Kümmel    Kürbis    Kurkuma    Labkraut    Latsche    Lavendel    Lein    Liebstöckel    Linde    Löwenzahn    Lungenkraut    Mädesüß    Mäusedorn    Maiglöckchen    Majoran    Malve    Mariendistel    Mastix    Mate-Teestrauch    Meerrettich    Meerträubel    Meerzwiebel    Melisse    Minze    Mistel    Mönchspfeffer    Moosbeere    Mutterkraut    Myrrhe    Nachtkerze    Odermennig    Ölbaum    Orthosiphon    Passionsblume    Pelargonie    Perubalsam    Pfefferminze    Pflaumenbaum, afrikanischer    Preiselbeere    Primel    Quecke    Quendel    Rauschpfeffer    Rhabarber    Ringelblume    Rizinus    Römische Kamille    Rose    Rosenwurz    Rosmarin    Rosskastanie    Ruhrkraut    Sägepalme    Safran    Salbei    Schachtelhalm    Schafgarbe    Schlafmohn    Schlehdorn    Schleifenblume    Schlüsselblume    Schöllkraut    Schwarznessel    Schwertlilie    Senf    Senna / Sennespflanze    Sibirischer Ginseng    Sideritis    Sojalecithin    Sojapflanze    Sonnenhut    Sonnentau    Spitzwegerich    Stechapfel    Steinklee    Stiefmütterchen    Strohblume    Süßholz    Taigawurzel    Tang / Algen    Taubnessel    Tausendgüldenkraut    Teebaum    Teestrauch    Teufelskralle    Thymian    Tollkirsche    Tolubalsam    Traubensilberkerze    Tüpfelfarn    Vogelknöterich    Wacholder    Walnuss    Wegrauke    Wegwarte    Weide    Weidenröschen    Weihrauch    Weinrebe    Weißdorn    Wermut    Wunderbaum    Zauberstrauch    Zimt    Zistrose    Zwiebel