Arzneipflanzenlexikon

Zimt

Zimt

Botanische Bezeichnung

(Ceylon)-Zimtbaum – Cinnamomum verum J. Presl (= C. zeylanicum Blume)

Familie

Lorbeergewächse (Lauraceae)

Wissenswertes zur Pflanze

Der Zimtbaum ist in Sri Lanka und Indien heimisch und wird heute verbreitet in den Tropen angebaut, vor allem in Indonesien, Sri Lanka, auf den Seychellen und auf Madagaskar. Bis 1972 hieß der Inselstaat Sri Lanka „Ceylon“, weswegen das Gewürz auch „Ceylon-Zimt“ genannt wird und der „echte“ Zimtbaum lange das Artepitheton ceylanicum trug (= Ceylon-Zimtbaum) - heute nun verum (lat. ‚verum‘ = wahr, „echt“). Es ist ein 6 bis 12 m hoher immergrüner Baum, seine ovalen Laubblätter sind ledrig und stehen gegenständig an den Zweigen; im jungen Stadium sind sie leuchtend rot, später werden sie dunkelgrün mit weißen Blattadern und riechen sehr aromatisch nach Gewürznelken. Die kleinen, weißen Blüten bilden eichelähnliche Früchte.
Die Zimtrinde ist ein sehr altes und schon im alten Ägypten, Rom und im Mittleren Osten beliebtes Gewürz. Sie wird von den dünneren Zweigen abgeschält, weswegen die in Kultur befindlichen Bäume wie Korbweiden kurz gehalten werden, damit der Stängelanteil hoch ist.

Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)

Verwendet wird die vom Kork und den darunter liegenden Schichten befreite Rinde (Zimtrinde – Cinnamomi cortex). Die Rinde wird mit Messern von den Stängeln abgelöst und um Rundhölzer gelegt. Dann wird mit scharfen Messern die Korkschicht und ein Teil der Außenrinde entfernt. Die verbleibende ätherisch-Öl-reiche innere Rindenschicht rollt sich dabei ein. 8 bis 10 Rindenstücke werden dann ineinander gesteckt und im Schatten getrocknet. Das ätherische Öl der Zimtrinde wird ebenfalls arzneilich verwendet (Zimtöl – Cinnamomi zeylanici corticis aetheroleum), auch das ätherische Öl der Blätter (Zimtblätteröl - Cinnamomi zeylanici folii aetheroleum).

Inhaltsstoffe der Droge

Zimtrinde enthält ein aromatisch riechendes ätherisches Öl („Zimtöl“) mit Zimtaldehyd als Haupt­komponente; außerdem sind Catechin-Gerbstoffe und Kaffee­säurederivate enthalten. Zum Cumarin­gehalt siehe „Hinweise“. Die Hauptkomponente des Zimtblätteröls ist das Eugenol.

Qualitätsbeschreibungen

Die Qualität folgender Drogen bzw. Drogenzubereitungen ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt:

  • Zimtrinde (Cinnamomi cortex)
  • Zimtöl (Cinnamomi zeylanici corticis aetheroleum)
  • Zimtblätteröl (Cinnamomi zeylanici folii aetheroleum)

Medizinische Anwendung

Anerkannte medizinische Anwendung

Das HMPC hat Zimtrinde als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft (siehe „Traditionelle Anwendung“).
ESCOP: bei dyspeptischen Beschwerden wie leichten krampfartigen Beschwerden im Magen-Darm-Bereich, Blähungen und Flatulenz; Appetitlosigkeit; Durchfall.
Kommission E: bei Appetitlosigkeit; bei dyspeptischen Beschwerden wie leichten krampfartigen Beschwerden in Magen-Darm-Bereich, Völlegefühl und Blähungen.

In der Diskussion ist die Blutzucker-senkende Wirkung von Zimtrindenpulver oder von wässrigen Extrakten der Zimtrinde. In Tierversuchen mit Mäusen konnte eine solche antidiabetische Wirkung nachgewiesen werden, in klinischen Studien mit diabetischen Patienten ist die Datenlage dagegen nicht überzeugend. Die bisherigen Befunde reichen nicht aus, die Anwendung zur Blutzuckersenkung bei Diabetikern zu empfehlen. Trotz dieser Situation sind entsprechende Präparate im Handel, die aber keinen Arzneimittelstatus haben. Solche Präparate können als diätetische Begleitmaßnahme bei Diabetes mellitus verwendet werden, eine Dosisreduzierung der vom Arzt verordneten oralen Antidiabetika darf aber nur nach Rücksprache mit dem behandelnden Arzt erfolgen.

Traditionelle Anwendung

Zimtrinde und Zimtöl wurden vom HMPC als traditionelle pflanzliche Arzneimittel (§ 39a AMG) eingestuft. Basierend auf langjähriger Erfahrung können Zimtrinde und Zimtöl zur Behandlung leichter krampfartiger Beschwerden im Magen-Darm-Bereich, die mit Blähungen und Flatulenz einhergehen, verwendet werden; Zimtrinde außerdem bei leichten Durchfällen.

Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln

  • zerkleinerte Zimtrinde für Teeaufgüsse (Magentee), pulverisierte Zimtrinde in Kapseln,
  • alkoholische Auszüge (auch Zimtrindentinktur) in Tropfen und anderen Flüssigkeiten
  • Zimtöl in Flüssigkeiten zum Einnehmen und für Mundspülungen.
Zimtrinde ist in vielen Fertigarzneimitteln als Aromatikum enthalten.

Dosierung

Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Teeaufguss von Zimtrinde bei dyspeptischen Beschwerden und zur Appetitanregung in Mischungen mit anderen Drogen: Tagesdosis 2 bis 4 g Zimtrinde; ätherisches Zimtöl: Tagesdosis 0,02 bis 0,2 g täglich.

Bereitung eines Teeaufgusses

Nicht gebräuchlich, allenfalls als Teemischung mit anderen Drogen, auch als Geschmacks­korrigens

Hinweise

Bei Überempfindlichkeit gegen Zimt, Tolu- oder Perubalsam, bei Magen- und Darmgeschwüren soll Zimtrinde nicht eingenommen werden.
Für die Anwendung von Zimtrinde während der Schwangerschaft und Stillzeit liegen noch keine Untersuchungen zur Unbedenklichkeit vor; von einer Anwendung bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren wird wegen mangelnder Erkenntnisse abgeraten.

Im Lebensmittelbereich wird häufig der billigere Chinesische Zimt (auch Cassia-Zimt genannt) verwendet, der von der Zimtcassie (Cinnamomum cassia Blume) gewonnen wird. Die Cassia-Zimtrinde ist dicker und unregelmäßiger, da die Korkschicht nur grob abgeschabt wird. Das ätherische Öl des Chinesischen Zimts (Cassiaöl) enthält mehr Zimtaldehyd als das „echte“ Ceylon-Zimtöl. Der Cumaringehalt in der Rinde ist höher.

Seit Januar 2011 gelten in der EU neue Höchstgehalte für Cumarin in verzehrsfertigen Lebensmitteln. Überschreitungen der täglich tolerierbaren Cumarin-Dosis (TDI-Wert: 0,1 mg/ kg Körpergewicht) ist deshalb nur möglich, wenn täglich große Mengen an zimthaltigen Lebensmitteln verzehrt werden. Bei Kleinkindern mit einem Körpergewicht von 15 kg wäre der TDI-Wert mit 30 g Zimtsternen (ca. 6 kleine Zimtsterne) oder 100 g Lebkuchen pro Tag erreicht. Für Zimtstangen und Zimtpulver als Gewürz zur Verwendung im Haushalt sind keine Höchstgehalte festgelegt worden. Geht man von einem durchschnittlichen Cumaringehalt in Cassia-Zimt von 3 g pro Kilogramm Zimt aus, kann der TDI-Wert für Cumarin bei einem Erwachsenen (Körpergewicht 60 kg) mit 2 g Cassia-Zimt täglich erreicht werden. Bei einem Kleinkind mit einem Körpergewicht von 15 kg ist dies bei einer Aufnahme von 0,5 g Cassia-Zimt täglich der Fall (Stellungnahme Nr. 036/2012 des Bundesinstituts für Risikobewertung vom 27. September 2012).

Nebenwirkungen

Häufig allergische Haut- oder Schleimhautreaktionen, verursacht durch Zimtaldehyd, dem Hauptinhaltsstoff des ätherischen Öls. Wird Zimtrinde in größeren Mengen eingenommen, kann es zum Herzrasen kommen, außerdem zur Erhöhung der Atemtätigkeit und Darmperistaltik begleitet von Schweißausbruch. Danach folgt eine Phase der Schläfrigkeit.

Wechselwirkungen

Keine bekannt

Literaturhinweise

Drogenmonographien

HMPC (2011, 2021), ESCOP (2003), Kommission E (1990), WHO Vol. 1

Weiterführende Literatur

Wichtl: Teedrogen und Phytopharmaka
Schilcher: Leitfaden Phytotherapie
Van Wyk: Handbuch der Arzneipflanzen
Kommentar zum Europäischen Arzneibuch (Zimtrinde, Nr. 0387; Zimtöl, Nr. 1501; Zimtrindentinktur, Nr. 1819)

 

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