Arzneipflanzenlexikon

Malve

Malve
© Sertürner Bildarchiv

Botanische Bezeichnung

Wilde Malve – Malva sylvestris L.
Wegmalve – Malva neglecta Wallr.

Familie

Malvengewächse (Malvaceae)

Wissenswertes zur Pflanze

Die Wilde Malve und die Wegmalve sind wahrscheinlich südeuropäisch-asiatischen Ursprungs, heutzutage jedoch in subtropischen und gemäßigten Zonen beider Hemis­phären verbreitet; sie wachsen auf stickstoffreichen Böden in warmen Lagen. Der deutsche Namen ,Malve' wurde direkt aus dem Lateinischen ,Malva' übernommen, die Herkunft ist unklar. Das Artepitheton sylvestris heißt „im Wald wachsend“ (lat. ‚silva‘ = Wald), was gleichbedeutend mit „wild wachsend“ ist. Das Artepitheton neglecta leitet sich vom lateinischen ,neglectus' (= vernachlässigt, unbeachtet) ab, eine Bezeichnung für Pflanzen, die bei der taxonomischen Einordnung zunächst übersehen wurden. In der Tat hat Linné diese Malve noch nicht separat aufgeführt, die Art wurde erst neu von Wallroth beschrieben. Im Deutschen wird die Wegmalve auch „Käsepappel” genannt, was nichts mit der Pappel – dem Baum – zu tun hat. Mit „Käse” ist die käseförmige Gestalt der Früchte gemeint, mit „Pappel” ein essbarer Brei (= „Pappe”), der aus den schleimhaltigen Blättern zubereitet werden kann. Dieser wurde früher auch arzneilich als Wundauflage (Kata­plasma) verwendet.

Die Wilde Malve ist mit 30 bis 120 cm höher als die Wegmalve, die nur 10 bis 50 cm groß wird. Beide Malven sind ästig, niederliegend bis bogig aufsteigend, die Blätter rundlich oder nierenförmig, am Grunde herzförmig, 5- bis 7-teilig gelappt. Die Blüten stehen auf langen Stielen, die Kelchblätter sind behaart. Die fünf Kronblätter bei der Wilden Malve sind rosaviolett bis purpurn, mit jeweils drei dunklen Längsstreifen, 20 bis 30 mm lang. Bei der Wegmalve sind die fünf Blütenblätter hellrosa bis weiß mit etwas dunklerer Nervatur, 15 (max. 20 mm) mm lang. Blütezeit der Wilden Malve ist Mai bis September, die Wegmalve blüht von Juni bis November. Malva sylvestris gliedert sich in 2 Unterarten: M. sylvestris subsp. mauritiana (L.) Boiss ex Cout., die Mauretanische Wilde Malve, und M. sylvestris L. subsp. sylvestris, die Gewöhnliche Wilde Malve.

Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)

Verwendet werden die Blätter der Wilden Malve und der Wegmalve (Malvenblätter - Malvae folium).
Die Blattdroge des Handels stammt aus Bulgarien, Albanien und Marokko.
Von der Wilden Malve werden auch die Blüten arzneilich genutzt, wobei beide Unterarten (subsp. sylvestris und subsp. mauritiana) als Stammpflanzen dienen (Malvenblüten - Malvae sylvestris flos).
Die im Handel befindliche Blütendroge stammt aus Ungarn, Tschechien und aus einigen Balkanländern.

Inhaltsstoffe der Droge

Malvenblätter enthalten Schleimstoffe und Flavonoide; Malvenblüten enthalten Schleimstoffe und Anthocyane (violett-blaue Farbstoffe).

Qualitätsbeschreibungen

Die Qualität folgender Drogen bzw. Drogenzubereitungen ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt:

  • Malvenblätter (Malvae folium)
  • Malvenblüten (Malvae sylvestris flos)

Medizinische Anwendung

Anerkannte medizinische Anwendung

Das HMPC hat Malvenblätter und Malvenblüten als traditionelle pflanzliche Arzneimittel eingestuft (siehe „Traditionelle Anwendung“).
ESCOP: Malvenblüten: trockener Husten, Reizungen der Mund-, Rachen- und Magen­schleim­haut.
Kommission E: Malvenblätter/Malvenblüten: bei Schleim­haut­reizungen im Mund- und Rachen­raum und damit verbundenem trockenem Reizhusten.

Traditionelle Anwendung

Das HMPC hat Malvenblätter und Malvenblüten für nachfolgende Anwendungsgebiete als traditionelle pflanzliche Arzneimittel (§ 39a AMG) eingestuft. Basierend auf langjähriger Erfahrung können Malvenblätter/Malvenblüten als reizlinderndes Mittel bei Schleim­haut­reizungen im Mund- und Rachenraum und bei damit verbundenem trockenem Reizhusten sowie zur Linderung leichter gastrointestinaler Beschwerden eingesetzt werden.

Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln

  • geschnittene Malvenblätter zur Teebereitung
  • geschnittene Malvenblüten zur Teebereitung

Dosierung

Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Teeaufguss: mehrmals täglich eine Tasse Malvenblättertee oder Malvenblütentee trinken. Tagesdosis 5 g. Sinnvoll ist eine Kombination mit anderen Drogen, z. B. Lindenblüten, Spitzwegerichkraut, Kamillenblüten (Erkältungstee).

Bereitung eines Teeaufgusses

2 bis 4 g fein geschnittene Malvenblätter bzw. 1 bis 2 g fein geschnittene Malvenblüten mit 150 mL kaltem Wasser ansetzen und kurz aufkochen oder auch mit kochendem Wasser übergießen und nach 5 bis 10 Min. abseihen. Als Kaltaufguss 5 bis 10 Stunden stehen lassen, dann vor dem Trinken kurz aufkochen.

Hinweise

Für die Anwendung von Malvenblätter/Malvenblüten während der Schwangerschaft und Stillzeit liegen noch keine Untersuchungen zur Unbedenklichkeit vor. Von der Anwendung gegen Husten bei Kindern unter 6 Jahren ist abzuraten, weil diese Symptomatik in ärztliche Hände gehört.

Nebenwirkungen

Keine bekannt

Wechselwirkungen

Keine bekannt

Literaturhinweise

Drogenmonographien

HMPC (2019), ESCOP (2016), Kommission E (1989)

Weiterführende Literatur

Wichtl: Teedrogen und Phytopharmaka
Schilcher: Leitfaden Phytotherapie
Van Wyk: Handbuch der Arzneipflanzen
Kommentar zum Europäischen Arzneibuch (Malvenblätter, Nr. 2931; Malvenblüten Nr. 1541)

 

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