Arzneipflanzenlexikon

Weidenröschen

Weidenröschen
Foto © P. Schönfelder

Botanische Bezeichnung

Schmalblättriges Weidenröschen – Epilobium angustifolium L.
Kleinblütiges Weidenröschen – Epilobium parviflorum Schreb.

Familie

Nachtkerzengewächse (Onagraceae)

Wissenswertes zur Pflanze

Die beiden Weidenröschen-Arten sind auf der Nordhalbkugel weit verbreitet und damit in Europa, Asien und Nordamerika anzutreffen. In Deutschland wachsen sie fast überall. Sie stehen in dichten Herden an lichtreichen Stellen, in Hochstaudenfluren, an Böschungen, in Waldlichtungen und Waldschlägen, das Kleinblütige Weidenröschen auch an Graben­rändern, gern auch an Schuttplätzen und Wegrändern.

Der Gattungsname Epilobium setzt sich aus drei griechischen Wörtern zusammen: ‚epi‘ (= auf), ‚lobos‘ (= Schote) und ‚ion‘ (= Veilchen). Daraus wird „Veilchen auf der Schote“; tatsächlich ähneln die auf dem schotenförmigen Fruchtknoten sitzenden Blüten dem Veilchen. Das Artepitheton bezieht sich im Falle des Schmalblättrigen Weidenröschen (angustifolium) auf die Form der Blätter (lat. ‚angustus‘ = schmal, ‚folium‘ = Blatt), beim Kleinblütigen Weidenröschen (parviflorum) auf die Größe der Blüten (lat. ‚parvus‘ = klein, ‚flos‘, gen. floris = Blüte). Der deutsche Namen „Weidenröschen“ macht deutlich, dass die Blätter, vor allem die des Schmalblättrigen Weidenröschens, denen der Weide (Salix) ähneln; die Blüten haben zwar keine Ähnlichkeit mit der Rose, aber bei rotblühenden Blumen kommt die Farbe im deutschen Name häufig als „Rose“ oder „Röschen“ zum Ausdruck.

Das Schmalblättrige Weidenröschen kann bis zu 2 m hoch werden, der Stängel ist allenfalls im oberen Teil verzweigt. Die lineal-lanzettlichen, unterseits graugrünen Blätter stehen wechselständig. Die purpurroten Blüten mit ihren vier 15 mm langen Blütenblättern stehen in verlängerten Trauben oberhalb der Blattregion und blühen von unten nach oben auf. Die Frucht ist eine bis 3 cm lange Kapselfrucht. Das Kleinblütige Weidenröschen wird bis 80 cm hoch, am Grunde des Stängels sitzt eine Tochterrosette. Die Stängel sind dicht abstehend behaart und tragen weichhaarige Blätter. Die hellrosa Blüten sind mit ihren 5 bis 10 mm langen Kronblättern deutlich kleiner als die des Schmalblättrigen Weidenröschens. Blütezeit beider Arten ist Juli bis September.

Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)

Verwendet wird von beiden Arten das während oder kurz vor der Blüte getrocknete Kraut (Weidenröschenkraut – Epilobii herba) bestehend aus Stängeln, Blättern, Blüten und Früchten.
Die Droge des Handels stammt von Wildsammlungen in Mitteleuropa, wobei auch das Kraut anderer Epilobium-Arten im Umlauf ist (E. montanum, E. roseum, E. collinum, E. hirsutum).

Inhaltsstoffe der Droge

Weidenröschenkraut enthält Gerbstoffe, Flavonoide und Sterole.

Qualitätsbeschreibungen

Für Weidenröschenkraut (Epilobii herba) steht keine Arzneibuch-Qualitätsbeschreibung zur Verfügung.

Medizinische Anwendung

Anerkannte medizinische Anwendung

Das HMPC hat Weidenröschenkraut als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft (siehe „Traditionelle Anwendung“).
ESCOP: Weidenröschenkraut wurde bisher nicht bearbeitet.
Kommission E: keine Monographie für Weidenröschenkraut.

Traditionelle Anwendung

Weidenröschenkraut wurde vom HMPC als traditionelles pflanzliches Arzneimittel (§ 39a AMG) eingestuft. Basierend auf langjähriger Erfahrung kann Weidenröschenkraut bei Beschwerden der ableitenden Harnwege im Zusammenhang mit benigner Prostata­hyperplasie (BPH) dienen, wenn ärztlicherseits eine ernsthafte Erkrankung ausgeschlossen werden kann.

Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln

  • geschnittenes Weidenröschenkraut zur Bereitung eines Tees

Dosierung

Fertigarzneimittel: entfällt
Teeaufguss: 2- bis 5-mal täglich eine Tasse Weidenröschenkraut trinken.

Bereitung eines Teeaufgusses

1,5 bis 2 g geschnittenes Weidenröschenkraut mit ca. 150 mL kochendem Wasser übergießen und nach 5 bis 10 Min. abseihen.

Hinweise

Da Weidenröschenkraut nur die Beschwerden einer vergrößerten Prostata bessert, nicht aber die Vergrößerung der Prostata als solche verhindert (symptomatische Behandlung), muss zur Kontrolle regelmäßig ein Arzt aufgesucht werden.
Bei Kindern und Jugendlichen ist das Krankheitsbild der Benignen Prostata­hyperplasie (BPH) nicht relevant, weswegen eine Anwendung ohnehin nicht vorgesehen ist.

Nebenwirkungen

Keine bekannt

Wechselwirkungen

Keine bekannt

Literaturhinweise

Drogenmonographien

HMPC (2016, 2022)

Weiterführende Literatur

Wichtl: Teedrogen und Phytopharmaka
Van Wyk: Handbuch der Arzneipflanzen

 

Adonisröschen    Afrikanischer Pflaumenbaum    Aloe    Andorn    Angelica    Anis    Arnika    Artischocke    Augentrost    Australischer Teebaum    Bärentraube    Baldrian    Beinwell    Belladonna    Benediktenkraut    Bilsenkraut    Birke    Bitterklee    Bittersüßer Nachtschatten    Blutweiderich    Blutwurz    Bockshornklee    Boldostrauch    Brechwurz    Brennnessel    Brombeere    Bruchkraut    Buchweizen    Cannabis    Cayennepfeffer    Chinarindenbaum    Cranberry    Digitalis    Diptam-Dost    Dost    Echinacea    Efeu    Ehrenpreis    Eibisch    Eiche    Eisenkraut    Eleutherococcus    Engelsüß    Engelwurz    Enzian    Ephedra    Erdbeere    Erdrauch    Esche    Eukalyptus    Färberdistel    Faulbaum    Fenchel    Fichte    Fingerhut    Flohkraut / Flohsamen-Wegerich    Frauenmantel    Gänsefingerkraut    Gartenbohne    Gelbwurz    Gewürznelken    Ginkgo    Ginseng    Gliedkraut    Goldrute    Grindelia    Gundelrebe / Gundermann    Habichtskraut    Hafer    Hagebutte    Hamamelis    Hanf    Hauhechel    Heidelbeere    Herzgespann    Hibiscus    Himbeere    Hirtentäschel    Holunder    Hopfen    Huflattich    Indischer Hanf    Indischer Wegerich / Indisches Flohsamen-Kraut    Indischer Weihrauch    Ingwer    Ipecacuanha    Iris    Isländisches Moos    Johannisbeere    Johanniskraut    Kamille    Kamille, Römische    Kapland-Pelargonie    Kapuzinerkresse    Kastanie    Katzenbart    Katzenpfötchen    Kava-Kava    Kiefer    Klette    Knoblauch    Königskerze    Kolabaum    Krauseminze    Kretischer Dost    Kreuzdorn    Kümmel    Kürbis    Kurkuma    Labkraut    Latsche    Lavendel    Lein    Liebstöckel    Linde    Löwenzahn    Lungenkraut    Mädesüß    Mäusedorn    Maiglöckchen    Majoran    Malve    Mariendistel    Mastix    Mate-Teestrauch    Meerrettich    Meerträubel    Meerzwiebel    Melisse    Minze    Mistel    Mönchspfeffer    Moosbeere    Mutterkraut    Myrrhe    Nachtkerze    Odermennig    Ölbaum    Orthosiphon    Passionsblume    Pelargonie    Perubalsam    Pfefferminze    Pflaumenbaum, afrikanischer    Preiselbeere    Primel    Quecke    Quendel    Rauschpfeffer    Rhabarber    Ringelblume    Rizinus    Römische Kamille    Rose    Rosenwurz    Rosmarin    Rosskastanie    Ruhrkraut    Sägepalme    Safran    Salbei    Schachtelhalm    Schafgarbe    Schlafmohn    Schlehdorn    Schleifenblume    Schlüsselblume    Schöllkraut    Schwarznessel    Schwertlilie    Senf    Senna / Sennespflanze    Sibirischer Ginseng    Sideritis    Sojalecithin    Sojapflanze    Sonnenhut    Sonnentau    Spitzwegerich    Stechapfel    Steinklee    Stiefmütterchen    Strohblume    Süßholz    Taigawurzel    Tang / Algen    Taubnessel    Tausendgüldenkraut    Teebaum    Teestrauch    Teufelskralle    Thymian    Tollkirsche    Tolubalsam    Traubensilberkerze    Tüpfelfarn    Vogelknöterich    Wacholder    Walnuss    Wegrauke    Wegwarte    Weide    Weidenröschen    Weihrauch    Weinrebe    Weißdorn    Wermut    Wunderbaum    Zauberstrauch    Zimt    Zistrose    Zwiebel