Arzneipflanzenlexikon

Wegwarte

Wegwarte
Foto: Joachim Rosse

Botanische Bezeichnung

Gemeine oder Gewöhnliche Wegwarte – Cichorium intybus L. var. intybus

Familie

Korbblütler (Asteraceae)

Wissenswertes zur Pflanze

Die Gemeine Wegwarte, auch Zichorie genannt, ist in Europa mit Ausnahme der arktischen und subarktischen Gebiete verbreitet, außerdem in Nordafrika, Vorderasien, in Sibirien bis zum Baikalsee; eingeschleppt in Ostasien, Amerika, Südafrika, Australien und Neuseeland. Sie wächst auf Ruderalstellen wie Bahndämmen, Schuttplätzen und an Wegrändern.

Der Gattungsname Cichorium leitet sich von gr. ,kichorion' ab, bestehend aus gr. ,kio' (= ich gehe) und ,chorion' (= Feld). Damit wird deutlich, dass sie gerne an Feldwegen steht. Diese Eigenschaft hat ihr auch den deutschen Namen ,Wegwarte' eingebracht, und zwar wartet sie dabei auf den Sonnenaufgang, weil sie dann erst ihre Blüten öffnet. Das Artepitheton intybus wurde vom Namen der Pflanze in der Zeit vor Linné übernommen; damals hieß die Pflanze Intybus, abgeleitet von gr. ,entybon' (= Endivie). In der Tat ist die Endivie (Cichorium endivia L.), deren Blätter wir als Salat nutzen, mit der Wegwarte nahe verwandt; auch der Chicorée (C. intybus var. foliosum) gehört in diesen engen Verwandschaftskreis. Im Gebrauch ist auch noch eine weitere Cichorium-Art, C. intybus var. sativa, die Wurzel- oder Kaffee-Zichorie, deren Wurzel geröstet als Kaffeeersatz verwendet wird („Zichorienkaffee”).

Die Wegwarte ist eine nach oben hin sparrig verzweigte, bis 1 m hohe, borstig behaarte Pflanze mit einer 10 bis 30 cm langen, Milchsaft führenden Wurzel. Die Blätter sind 10 bis 30 cm lang, die Grundblätter schrotsägeförmig, die oberen Blätter länglich-lanzettlich. Zahlreiche hellblaue, seltener weiße, 3 bis 4 cm große Blütenköpfchen sitzen einzeln oder zu mehreren, seitlich oder endständig am steifen Stängel. Blütezeit ist Juli bis September.

Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)

Verwendet wird die im Herbst gesammelte, getrocknete Wurzel (Wegwartenwurzel - Cichorii intybi radix).
Die Droge des Handels stammt aus Wildsammlungen aus Polen und Russland.

Inhaltsstoffe der Droge

Wegwartenwurzel enthält bittere Sesquiterpenlactone, Cumarine, Phenolcarbonsäuren und Inulin.

Qualitätsbeschreibungen

Für Wegwartenwurzel (Cichorii intybi radix) steht keine Arzneibuch-Qualitätsbeschreibung zur Verfügung.

Medizinische Anwendung

Anerkannte medizinische Anwendung

Das HMPC hat Wegwartenwurzel als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft (siehe "Traditionelle Anwendung").
ESCOP: Wegwartenwurzel wurde bisher nicht bearbeitet.
Kommission E: bei Appetitlosigkeit und Magen-Darm-Beschwerden.

Traditionelle Anwendung

Wegwartenwurzel wurde vom HMPC als traditionelles pflanzliches Arzneimittel (§ 39a AMG) eingestuft. Basierend auf langjähriger Erfahrung kann Wegwartenwurzel bei leichten Verdauungsbeschwerden wie Völlegefühl, Flatulenz und verzögerter Verdauung sowie bei zeitweilig auftretender Appetitlosigkeit angewendet werden.

Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln

  • geschnittene Wegwartenwurzel zur Bereitung eines Tees

Dosierung

Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Teeaufguss: 1-mal täglich eine Tasse Wegwartenwurzeltee trinken; Tagesdosis 2 bis 4 g Droge.

Bereitung eines Teeaufgusses

2 bis 4 g fein geschnittene Wegwartenwurzel mit ca. 150 mL kochendem Wasser über­gießen und nach 10 Min. abseihen.

Hinweise

Für die Anwendung von Wegwartenwurzel während der Schwangerschaft und Stillzeit liegen noch keine Untersuchungen zur Unbedenklichkeit vor; von einer Anwendung bei Kindern unter 12 Jahren wird wegen mangelnder Erkenntnisse abgeraten.

Nebenwirkungen

Keine bekannt

Wechselwirkungen

Keine bekannt

Literaturhinweise

Drogenmonographien

HMPC (2013, 2022), Kommission E (1990)

Weiterführende Literatur

Schilcher: Leitfaden Phytotherapie
Van Wyk: Handbuch der Arzneipflanzen

 

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