Arzneipflanzenlexikon

Tüpfelfarn - Engelsüß

Tüpfelfarn - Engelsüß
Foto: Rosse

Botanische Bezeichnung

Gewöhnlicher Tüpfelfarn, Engelsüß – Polypodium vulgare L.

Familie

Tüpfelfarngewächse (Polypodiaceae)

Wissenswertes zur Pflanze

Farnpflanzen (Pteridophyta) gehören zu den Sprosspflanzen (Kormophyten), weil sie aus Sprossachse, Blatt und Wurzel bestehen. Sie stehen mit den Samenpflanzen (Spermatophyta) auf gleichrangiger Höhe, vermehren sich aber nicht wie diese mit Samen, sondern mit Sporen; sie bilden also keine Blüten. Erdgeschichtlich sind sie älter als die Samenpflanzen und bildeten bereits im Karbon (also vor ca. 300 Millionen Jahren) riesige Wälder, allerdings in Form von Baumfarnen, die heute nur noch in den Tropen vor­kommen. In den Wäldern der gemäßigten Zonen wachsen Farne als Blattpflanzen, ihre Blätter werden gerne als „Wedel“ bezeichnet. Auf ihrer Unterseite bilden sich die Sporenkapseln mit den Sporen. Wenn diese reif sind und auf den Boden fallen, wächst daraus das sog. Prothallium, ein kleines, bewurzeltes „Blättchen“, auf dem Antheridien (männlich) und Archegonien (weiblich) entstehen. Diese verschmelzen zur Zygote, aus der durch Zellteilung und Differenzierung dann der Farn (Sporophyt) mit Wurzel, Sprossachse und Wedeln heranwächst. Zu den Farnpflanzen zählen auch Bärlappgewächse und Schachtelhalmgewächse, die „Echten Farne“ bilden eine eigene Gruppe, die Pteridopsida.

Der Tüpfelfarn, wegen seines süß schmeckenden Rhizoms auch Engelsüß genannt, ist ausdauernd und wintergrün, und bildet in halbschattigen, feuchten Lagen, meist in Wäldern, sehr dichte Bestände; auch findet man ihn an Mauern und Felsen. Die Wedel sind bis 70 cm lang, Blattstiel ca. ein Drittel der Blattlänge, einfach gefiedert, die Fiedern stehen wechselständig an der Blattachse, sind ganzrandig und ledrig. Zur Sporenreife (Juli bis Oktober) erkennt man an deren Unterseite kreisrunde Sori (Sporangienhäufchen, Einzahl: Sorus, von gr. ‚soros‘ = Gefäß); sie haben ein tüpfelartiges Aussehen, deshalb „Tüpfelfarn“. Das parallel zur Erdoberfläche wachsende Rhizom (unterirdischer Spross) ist braun­schuppig und mit vielen Blattresten versehen; es dient als Namensgeber für den Gattungsnamen Polypodium, abgeleitet von gr. ‚poly‘ (= viel) und ‚podion‘ (= Füßchen).

Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)

Verwendet wird das von Schuppen, Blattresten und Wurzel befreite, getrocknete Rhizom (Engelsüßwurzelstock - Polypodii rhizoma). Lieferungen aus Wildsammlungen in osteuropäischen Ländern.
In der anthroposophischen Medizin werden auch die Farnwedel verwendet (Polypodii folium).

Inhaltsstoffe der Droge

Engelsüßwurzelstock enthält Ecdysteron (ein Phytoecdyson), Saponine (u.a. das stark süß schmeckene Osladin), Phloroglucinderivate, Bitterstoffe und Gerbstoffe.

Qualitätsbeschreibungen

Für Engelsüßwurzelstock (Polypodii rhizoma) steht keine Arzneibuch-Qualitäts­beschreibung zur Verfügung.

Medizinische Anwendung

Anerkannte medizinische Anwendung

Das HMPC hat Engelsüßwurzelstock als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft (siehe „Traditionelle Anwendung“).
ESCOP: Engelsüßwurzelstock wurde bisher nicht bearbeitet.
Kommission E: keine Monographie für Engelsüßwurzelstock

Traditionelle Anwendung

Engelsüßwurzelstock wurden vom HMPC als traditionelles pflanzliches Arzneimittel (§ 39a AMG) eingestuft. Basierend auf langjähriger Erfahrung kann Engelsüß­wurzelstock als Expektorans bei Husten und Erkältung und zur kurzfristigen Behandlung gelegentlich auftretender Verstopfung eingesetzt werden.

Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln

  • geschnittene Engelsüßwurzelstock zur Teebereitung

Dosierung

Fertigarzneimittel: entfällt
Teeaufguss: 3- bis 4-mal täglich eine Tasse Engelsüßtee trinken, zur Behandlung von Ver­stopfung kann die Dosis etwas erhöht werden.

Bereitung eines Teeaufgusses

2 bis 3 g fein geschnittene Engelsüßwurzelstock mit ca. 150 mL siedendem Wasser über­gießen und nach 10 Min. abseihen.

Hinweise

Engelsüßwurzelstock sollte nicht länger als 1 Woche angewendet werden.
Für die Anwendung von Engelsüßwurzelstock während der Schwangerschaft und Stillzeit liegen noch keine Untersuchungen zur Unbedenklichkeit vor; von einer Anwendung bei Kindern unter 12 Jahren wird wegen mangelnder Erkenntnisse abgeraten.

Nebenwirkungen

Keine bekannt

Wechselwirkungen

Keine bekannt

Literaturhinweise

Drogenmonographien

HMPC (2008, 2018)

 

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