Arzneipflanzenlexikon

Kolabaum

Kolabaum
Foto: Joachim Rosse

Botanische Bezeichnung

Kolabaum – Cola acuminata (P. Beauv.) Schott & Endl. Cola nitida (Vent.) Schott & Endl.

Familie

Malvengewächse (Malvaceae)

Wissenswertes zur Pflanze

Kolabaum
Foto: Teil einer "Kolanuss", aus Hänsel/Hölzl

„Kolanüsse“ sind wegen ihrer stimulierenden Effekte ein seit alters her geschätztes Genussmittel. Weltberühmt wurde der Kolabaum, als sein Name mit dem künstlichen Mischtrank „Coca-Cola“ in Verbindung gebracht wurde. Dies steigerte die Nachfrage nach „Kolanüssen“ im letzten Jahrhundert erheblich und hat ihre Produktion enorm angetrieben. Die stimulierende Wirkung der „Kolanüsse“ beruht auf ihrem Gehalt an Coffein, das in den Samen der „Nüsse“ lokalisiert ist. Botanisch gesehen ist die Kolanuss keine „Nuss“, sondern der Samen einer Balgfrucht.

Für pharmazeutische Zwecke werden die Samen von zwei verschiedenen Cola-Arten genutzt. Cola nitida ist im tropischen feuchtheißen Regenwald Zentralafrikas heimisch, wird heute im tropischen Afrika, im tropischen Südafrika und tropischen Asien zur Gewinnung der „Nüsse“ kultiviert. Das Artepitheton nitida leitet sich ab von lat. ‚nitidus‘ (= schimmernd, glänzend) und weist auf die glänzenden Blätter hin. Cola acuminata ist im tropischen Westafrika heimisch, wird aber heute auch in vielen anderen tropischen Gebieten kultiviert; acuminata, von lat. ‚acuminatus‘ (= zugespitzt), bezieht sich vermutlich auf die spitz endenden Blätter.

Cola nitida ist ein 10 bis 15 m hoher Baum mit hohem, unverzweigtem Stamm. Die Blätter sind lang gestielt, länglich eiförmig und am Ende häufig zu einer Träufelspitze gekrümmt. Er trägt 2,5 cm breite zwittrige und etwas kleinere männliche Blüten; Perigon weiß bis gelblich, fünfzipfelig. Nach der Befruchtung entwickelt sich eine große sternförmige Sammelbalgfrucht mit fünf kurz gestielten, waagerecht ausgebreiteten Teilfrüchten mit dicker, ledriger Fruchtwand. Wenn sie reif sind, glänzen sie grün oder bräunlich. Darin befinden sich bis zu zehn nierenförmige Samen („Kolanüsse“), die von einer weißen zähen Samenschale (Pulpe) umgeben sind; ihr Geschmack ist saftig und bitter.

Cola acuminata wird bis zu 20 m hoch und ist nur spärlich belaubt, die Verzweigung setzt bereits knapp über dem Boden ein. Die Früchte sind ebenfalls sternförmig mit fünf dunkelbraunen, bis 20 cm langen, 5 cm breiten Teilfrüchten. Diese enthalten bis zu 14 Samen, zweireihig angeordnet, eiförmig oder eckig, 2 bis 2,5 cm im Durchmesser, mit weißer fleischiger Samenschale.

Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)

Verwendet werden die von der Samenschale befreiten getrockneten Samen (Kolasamen – Colae semen).
Lieferländer sind Nigeria und andere westafrikanische Länder.

Inhaltsstoffe der Droge

Kolasamen enthalten Coffein (ca. 2,5 %) neben wenig Theobromin (0,1 %); weiterhin sind Catechin und Epicatechin sowie Gerbstoffe und oligomere Procyanidine enthalten. Der Stärkeanteil beträgt ca. 40 %; außerdem sind kleine Mengen an Proteinen, Zuckern und Mineralstoffen enthalten.

Qualitätsbeschreibungen

Die Qualität der Kolasamen (Colae semen) ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt.

Medizinische Anwendung

Anerkannte medizinische Anwendung

Das HMPC hat Kolasamen als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft (siehe „Traditionelle Anwendung“).
ESCOP: zur Behandlung einer kurzzeitigen physischen und/oder mentalen Erschöpfung; diese Anwendungsgebiete stützen sich auf Erkenntnisse der langjährigen Anwendung am Menschen.
Kommission E: geistige und körperliche Ermüdung.

Traditionelle Anwendung

Kolasamen wurden vom HMPC als traditionelles pflanzliches Arzneimittel (§ 39a AMG) eingestuft. Basierend auf langjähriger Erfahrung können Kolasamen bei Erschöp­fungs­zuständen und Schwächegefühl eingesetzt werden.

Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln

Kolasamen sind unter der Bezeichnung „Kolanüsse“ auf dem freien Markt erhältlich, auch in Form von Pulver, Extrakten, Flüssigextrakten und Tinktur.
Extrakte aus Kolasamen sind in vielen flüssigen Zubereitungen enthalten, wie z.B. Erfri­schungsgetränken, die als Lebensmittel einzustufen sind. Heutzutage wird aber vor­wiegend das daraus isolierte Coffein zugesetzt; auch Coca-Cola enthält keinen Kolasamenextrakt mehr, sondern Coffein.

Dosierung

Fertigpräparate: siehe Packungsbeilage bzw. Einnahmevorschrift;
Teeaufguss: Bei Müdigkeitserscheinungen 3-mal täglich eine Tasse warmen Kolasamen-Aufguss trinken; Tagesdosis: 2 bis 6 g Droge (Zubereitungen entsprechend).

Bereitung eines Teeaufgusses

1 bis 3 g zerkleinerte Kolasamen mit 150 mL siedendem Wasser übergießen und nach 5 Min. abseihen.

Hinweise

Bei bestehenden Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüren, bei Bluthochdruck und Herz­rhythmusstörungen sowie bei einer Schilddrüsenüberfunktion sollen Kolasamen nicht angewendet werden. Kolasamen sollen nicht vor dem Schlafengehen eingenommen werden, da es auf Grund des Gehalts an Coffein zu Schlafstörungen kommen kann.
Für die Anwendung von Kolasamen bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren liegen noch keine Unter­suchungen zur Unbedenklichkeit vor; eine Anwendung wird deshalb nicht empfohlen.

Nebenwirkungen

Einschlafstörungen, Übererregbarkeit, nervöse Unruhezustände; auch Magenbeschwerden

Wechselwirkungen

Wirkungsverstärkung durch psychoanaleptisch wirksame Arzneimittel

Literaturhinweise

Drogenmonographien

HMPC (2012, 2021), ESCOP (2014), Kommission E (1991)

Weiterführende Literatur

Wichtl: Teedrogen und Phytopharmaka
Schilcher: Leitfaden Phytotherapie
Van Wyk: Handbuch der Arzneipflanzen
Kommentar zum Europäischen Arzneibuch (Kolasamen, Nr. 1504)

 

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