Arzneipflanzenlexikon

Indischer Wegerich / Indisches Flohsamen-Kraut

Indischer Wegerich / Indisches Flohsamen-Kraut
© Sertürner Bildarchiv

Botanische Bezeichnung

Indisches Flohsamen-Kraut – Plantago ovata Forssk. (Syn. P. ispaghula Roxb.)

Familie

Wegerichgewächse (Plantaginaceae)

Wissenswertes zur Pflanze

Das Indische Flohsamen-Kraut ist im Iran und Indien heimisch und wird dort und auch in den Nachbarländern kultiviert. Der Gattungsname Plantago, abgeleitet von lat. ‚planta’ (= Fußsohle, Fußfläche) mit dem bei Pflanzen häufigen Suffix ‚ago’, bezieht sich zum einen auf die flachen, eiförmigen in Rosetten eng am Boden liegenden Blätter des Breitwegerichs (P. major), zum anderen auch darauf, dass der Wegerich an den Wegen oft mit den Füßen niedergetreten wird. Das reichliche Vorkommen am Wegrand hat ihm auch den deutschen Namen „Wegerich“ eingebracht.

Das Indische Flohsamen-Kraut (auch Indischer Flohsamen-Wegerich) zeichnet sich aller­dings durch grundständige, sehr lange, schmal-lineale, weiß-flaumig behaarte Blätter aus. Die kleinen Blüten stehen in kurzen, dichtblütigen Ähren an niedrigen Blütenschäften, kaum über die Blätter herausschauend. Die Frucht reift zu einer Deckelkapsel heran und enthält kleine, kahnförmige Samen von stark variierender Farbe. Sie erinnern wie beim „Flohkraut“ bzw. „Flohsamen-Wegerich“ an Flöhe, was der Pflanze dann den deutschen Namen „Indisches Flohsamen-Kraut“ eingebracht hat.

Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)

Verwendet werden die reifen Samen (Indische Flohsamen - Plantaginis ovatae semen) bzw. die Samenschalen (Indische Flohsamenschalen - Plantaginis ovatae seminis tegu­mentum).
Die Droge wird aus Pakistan und Indien importiert.

Inhaltsstoffe der Droge

Indische Flohsamen enthalten in der Samenschale Schleimstoffe, im Endosperm Proteine und fettes Öl.

Qualitätsbeschreibungen

Die Qualität folgender Drogen bzw. Drogenzubereitungen ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt:

  • Indische Flohsamen (Plantaginis ovatae semen)
  • Indische Flohsamenschalen (Plantaginis ovatae seminis tegumentum)

Medizinische Anwendung

Anerkannte medizinische Anwendung

Das HMPC hat die innerliche Anwendung von Indischen Flohsamen und Indischen Floh­samen­schalen bei wiederholt auf­tretender Verstopfung und zur Erweichung des Stuhls, z.B. bei schmerzhaftem Stuhlgang, nach rektalen oder analen Untersuchungen, bei Analfissuren und Hämor­rhoiden, als „medizinisch anerkannt“ („well-established use“) akzeptiert. Für Indische Flohsamenschalen, die ein höheres Quellvermögen haben, wurde zusätzlich noch die Anwendung bei Reizdarm und zur Unterstützung einer Cholesterin-senkenden Diät als „medizinisch anerkannt“ („well established use“) akzeptiert.
Durch klinische Daten belegte Anwendungsgebiete (Zulassung): Stuhlunregelmäßigkeiten, Reizdarm (Colon irritabile), Divertikulose, bei Vorliegen eines künstlichen Darmausgangs und als unterstützende Maßnahme bei Morbus Crohn.
ESCOP: Indische Flohsamen/Indische Flohsamenschalen: bei gelegentlich auftretender Verstopfung und wenn eine leichte Darmentleerung mit weichem Stuhl erwünscht ist (Analfissuren, Hämorrhoiden, nach rektal-analen Eingriffen, während der Schwangerschaft); bei der Erfordernis einer faserreichen Ernährung (z. B. Reizdarm); unterstützend bei Durch­fällen verschiedener Ursache. Indische Flohsamenschalen (zusätzlich): als Beigabe zu einer Niedrigfettdiät bei der Behandlung einer leichten bis mäßig starken Hyper­cholesterinämie.
Kommission E: Indische Flohsamen/Indische Flohsamenschalen: Innerlich bei chronischer Verstopfung und bei Erkrankungen, bei denen eine erleichterte Darmentleerung mit weichem Stuhl erwünscht ist (Analfissuren, Hämorrhoiden, nach rektal-analen Eingriffen, während der Schwangerschaft); unterstützende Therapie bei Durchfällen verschiedener Ursache sowie bei Reizdarm.

Traditionelle Anwendung

Entfällt

Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln

  • ganze oder zerkleinerte Indische Flohsamen oder Indische Flohsamenschalen

Dosierung

Indische Flohsamen: 8 bis 40 g Indische Flohsamen (Tagesdosis) in drei Einzeldosen mit reichlich Flüssigkeit einnehmen (sehr wichtig! mind. 200 mL pro Dosis). Indische Floh­samen können auch in Wasser, Milch oder Saft vorgequollen eingenommen werden.
Indische Flohsamenschalen: Da der quellfähige Schleim in der Samenschale liegt, haben pro Gewichtseinheit die Flohsamenschalen ein deutlich stärkeres Quellvermögen als die Samen. Deshalb genügen 7 bis 11 g Indische Flohsamenschalen (Tagesdosis) in drei Einzeldosen. Wichtig ist auch hier, dass reichlich Flüssigkeit nachgetrunken wird (mind. 200 mL pro Dosis).

Hinweise

Während der Therapie mit Indischen Flohsamen bzw. Flohsamenschalen muss in jedem Fall eine reichliche Flüssigkeitszufuhr gewährleistet sein.
Bei Verdacht auf Darmverschluss (Ileus), erkennbar an starken Unterleibsschmerzen mit Übel­keit und Erbrechen, bei schmerzhaften oder blutigen Darmproblemen, bei Er­krankungen der Speiseröhre und bei Schluckbeschwerden dürfen Indische Flohsamen und Indische Flohsamenschalen nicht eingenommen werden. Auch sollen Indische Flohsamen und Indische Flohsamenschalen nicht unmittelbar vor dem Schlafengehen eingenommen werden.
Die Anwendung von Indischen Flohsamen bzw. Indischen Flohsamenschalen während der Schwangerschaft und Stillzeit ist möglich. Von einer Anwendung bei Kindern unter 6 Jahren wird wegen mangelnder Erkenntnisse abgeraten.

Nebenwirkungen

Indische Flohsamen enthalten Allergene, die bei der Einnahme und der Verarbeitung starke allergische Reaktionen wie Schnupfen, Bindehautentzündung, Bronchialspasmen oder allergische Hauterscheinungen auslösen können. Abgesehen davon sind bei Beachtung der erhöhten Flüssigkeitszufuhr keine Nebenwirkungen zu erwarten, allenfalls Blähungen.

Wechselwirkungen

Indische Flohsamen bzw. Flohsamenschalen sollen ½ bis 1 Stunde vor oder nach der Einnahme von anderen Arzneimitteln eingenommen werden, da sich ansonsten die Auf­nahme anderer Arzneimittel aus dem Magen-Darm-Trakt verzögern kann.

Literaturhinweise

Drogenmonographien

HMPC (2013, 2016), ESCOP (2016, 2020), Kommission E (1991), WHO Vol. 1 und Vol. 3

Weiterführende Literatur

Wichtl: Teedrogen und Phytopharmaka
Schilcher: Leitfaden Phytotherapie
Van Wyk: Handbuch der Arzneipflanzen
Kommentar zum Europäischen Arzneibuch (Indische Flohsamen, Nr. 1333; Indische Flohsamenschalen, Nr. 1334)

 

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