Arzneipflanzenlexikon

Ginkgo

Ginkgo
Foto: Herbert E. Maas

Botanische Bezeichnung

Ginkgobaum – Ginkgo biloba L.

Familie

Ginkgogewächse (Ginkgoaceae)

Wissenswertes zur Pflanze

Der Ginkgobaum, ein 30 bis 40 m hoher Baum, ist der einzige noch lebende Vertreter der im Mesozoikum auf der Erde weit verbreiteten Ginkgoatae, eine Untergruppe der Gymnospermae (Nacktsamer). Er ist in Ostasien heimisch, kommt dort aber nicht mehr wild vor, sondern wird seit Urzeiten als Tempelbaum kultiviert. Da er sehr dekorativ ist und äußerst widerstandsfähig gegen Luftverschmutzung, wird er heute in Europa und Nord­amerika in den Städten als Zierbaum angepflanzt. Der Baum ist zweihäusig, d.h. es gibt Bäume mit männlichen und Bäume mit weiblichen Blüten. Da die fleischige gelbe Außenschicht der weiblichen Früchte (botanisch sind es „Zapfen“) unangenehm nach Buttersäure riecht, werden nur die männlichen Bäume als Zierbäume angepflanzt; die Samenkerne sind essbar und sind in China eine beliebte Delikatesse.

Der lateinische Name ist das Ergebnis eines Schreibfehlers, der dem deutschen Arzt und Japanforscher Engelbert Kaempfer (1651-1716) bei der Übertragung des Pflanzennamens aus dem Japanischen unterlaufen ist. Eigentlich hätte es „Ginkyo“ heißen müssen, hergeleitet von jap. ‚gin‘ = silber und ‚kyo‘ = Frucht. Damit sind die silbrigen, essbaren Kerne gemeint, die in den aprikosenartigen Früchten enthalten sind. Er schrieb versehentlich „Ginkgo“, was dann auch von Linné so übernommen wurde. Das Artepitheton biloba bezieht sich auf die für den Baum so typischen zweilappigen Blätter mit ihrer gabeligen Nervatur (lat. ‚bilobus’ = zweilappig).

Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)

Verwendet werden die getrockneten Blätter (Ginkgoblätter - Ginkgo folium).
Die Droge des Handels stammt aus Kulturen in Deutschland, USA und Frankreich; auch Importe aus China, Japan und Korea.

Inhaltsstoffe der Droge

Ginkgoblätter enthalten Flavonoide, Diterpenlactone (Ginkgolide), Bilobalid, Ginkgolsäuren und Ginkgotoxine.

Qualitätsbeschreibungen

Die Qualität folgender Drogen bzw. Drogenzubereitungen ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt:

  • Ginkgoblätter (Ginkgo folium)
  • Quantifizierter, raffinierter Ginkgotrockenextrakt (Ginkgo extractum siccum raffi­natum et quantificatum)

Medizinische Anwendung

Anerkannte medizinische Anwendung

Das HMPC hat die Anwendung von Ginkgoblätter in Form von Trockenextrakten (DEV 35-67:1, Auszugsmittel Aceton 60 %) zur Verbesserung alters­bedingter kognitiver Ein­schränkungen und zur Verbesserung der Lebensqualität als „medizinisch anerkannt“ („well-established use“) akzeptiert. Ginkgoblätter in Pulverform wurden als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft (siehe „Traditionelle Anwendung“).

ESCOP - Standardisierte Extrakte: symptomatische Behandlung von leichtem bis mittel­schwerem demenziellem Syndrom einschließlich primärer degenerativer Demenz, vas­kulärer Demenz und deren Mischformen; hirnorganisch bedingte Leistungsstörungen; neurosensorische Störungen wie Schwindel, Gleichgewichtsstörungen und Tinnitus; zur Verbesserung der kognitiven Leistung. Symptomatische Behandlung der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (Claudicatio intermittens).

Kommission E: Trockenextrakte (DEV 35-67:1, Extraktionsmittel Aceton/Wasser): An­wendungsgebiet sinngemäß wie bei ESCOP.

Traditionelle Anwendung

Pulverisierte Ginkgoblätter wurden vom HMPC als traditionelles pflanzliches Arzneimittel (§ 39a AMG) eingestuft. Basierend auf langjähriger Erfahrung können pulverisierte Ginkgoblätter bei schweren Beinen, kalten Händen und Füßen im Zusammenhang mit leichten Durchblutungsstörungen eingesetzt werden, wenn ärztlicherseits eine ernsthafte Erkrankung ausgeschlossen wurde. Siehe auch „Anerkannte medizinische Anwendung“.

Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln

  • In festen und flüssigen Arzneiformen wird ein spezieller Ginkgo-Trockenextrakt mit einem Droge-Extrakt-Verhältnis (DEVnativ) von 35-67:1 (Auszugsmittel: Aceton 60%) verarbeitet. Der Extrakt ist quantifiziert auf 22-27% Flavonoide, ber. als Flavonoidglykoside sowie 5-7% Terpenlactone, davon 2,8-3,4% Ginkgolide A, B und C und 2,6-3,1% Bilobalid
  • Ginkgo homöopathische Urtinktur in flüssigen Zubereitungen

Dosierung

Um die Wirkung zu gewährleisten, sollen Ginkgoblätter in Form von Fertigarzneimitteln angewendet werden; die Dosierung ist der Packungsbeilage zu entnehmen.

Bereitung eines Teeaufgusses

Mit einer Teezubereitung von Ginkgoblättern wird die wirksame Dosis nicht erreicht, deshalb wird vom Trinken eines Ginkgotees dringend abgeraten. Außerdem ist die Konzentration an schädlichen Ginkgolsäuren und Ginkgotoxinen in den im freien Handel befindlichen Tees häufig nicht kontrolliert; dies gilt vor allem für Internet-Angebote.

Hinweise

Bei Überempfindlichkeit gegen Ginkgo biloba müssen Ginkgozubereitungen in jeder Form gemieden werden.
Während der Schwangerschaft und Stillzeit soll Ginkgo nicht angewendet werden, da bisher noch keine Untersuchungen zur Unbedenklichkeit vorliegen; von einer Anwendung bei Jugendlichen unter 18 Jahren wird wegen mangelnder Erkenntnisse abgeraten.

Nebenwirkungen

Bei der Einnahme von Ginkgo treten sehr selten leichte Magen-Darm-Beschwerden, Kopfschmerzen oder allergische Hautreaktionen auf. Bei Langzeitanwendung von Ginkgo wurden Einzelfälle von Blutungen beobachtet, deren ursächlicher Zusammenhang mit der Einnahme von Ginkgo-Zubereitungen allerdings nicht gesichert ist. Von einer gleichzeitigen Einnahme von Arzneimitteln, die die Blutgerinnung hemmen, wird trotzdem abgeraten.

Literaturhinweise

Drogenmonographien

HMPC (2015), ESCOP (2003), Kommission E (1994), WHO Vol. 1

Weiterführende Literatur

Wichtl: Teedrogen und Phytopharmaka
Schilcher: Leitfaden Phytotherapie
Van Wyk: Handbuch der Arzneipflanzen
Kommentar zum Europäischen Arzneibuch (Ginkgoblätter, Nr. 1828; Ginkgotrockenextrakt, Nr. 1827)

 

Adonisröschen    Afrikanischer Pflaumenbaum    Aloe    Andorn    Angelica    Anis    Arnika    Artischocke    Augentrost    Australischer Teebaum    Bärentraube    Baldrian    Beinwell    Belladonna    Benediktenkraut    Bilsenkraut    Birke    Bitterklee    Bittersüßer Nachtschatten    Blutweiderich    Blutwurz    Bockshornklee    Boldostrauch    Brechwurz    Brennnessel    Brombeere    Bruchkraut    Buchweizen    Cannabis    Cayennepfeffer    Chinarindenbaum    Cranberry    Digitalis    Diptam-Dost    Dost    Echinacea    Efeu    Ehrenpreis    Eibisch    Eiche    Eisenkraut    Eleutherococcus    Engelsüß    Engelwurz    Enzian    Ephedra    Erdbeere    Erdrauch    Esche    Eukalyptus    Färberdistel    Faulbaum    Fenchel    Fichte    Fingerhut    Flohkraut / Flohsamen-Wegerich    Frauenmantel    Gänsefingerkraut    Gartenbohne    Gelbwurz    Gewürznelken    Ginkgo    Ginseng    Gliedkraut    Goldrute    Grindelia    Gundelrebe / Gundermann    Habichtskraut    Hafer    Hagebutte    Hamamelis    Hanf    Hauhechel    Heidelbeere    Herzgespann    Hibiscus    Himbeere    Hirtentäschel    Holunder    Hopfen    Huflattich    Indischer Hanf    Indischer Wegerich / Indisches Flohsamen-Kraut    Indischer Weihrauch    Ingwer    Ipecacuanha    Iris    Isländisches Moos    Johannisbeere    Johanniskraut    Kamille    Kamille, Römische    Kapland-Pelargonie    Kapuzinerkresse    Kastanie    Katzenbart    Katzenpfötchen    Kava-Kava    Kiefer    Klette    Knoblauch    Königskerze    Kolabaum    Krauseminze    Kretischer Dost    Kreuzdorn    Kümmel    Kürbis    Kurkuma    Labkraut    Latsche    Lavendel    Lein    Liebstöckel    Linde    Löwenzahn    Lungenkraut    Mädesüß    Mäusedorn    Maiglöckchen    Majoran    Malve    Mariendistel    Mastix    Mate-Teestrauch    Meerrettich    Meerträubel    Meerzwiebel    Melisse    Minze    Mistel    Mönchspfeffer    Moosbeere    Mutterkraut    Myrrhe    Nachtkerze    Odermennig    Ölbaum    Orthosiphon    Passionsblume    Pelargonie    Perubalsam    Pfefferminze    Pflaumenbaum, afrikanischer    Preiselbeere    Primel    Quecke    Quendel    Rauschpfeffer    Rhabarber    Ringelblume    Rizinus    Römische Kamille    Rose    Rosenwurz    Rosmarin    Rosskastanie    Ruhrkraut    Sägepalme    Safran    Salbei    Schachtelhalm    Schafgarbe    Schlafmohn    Schlehdorn    Schleifenblume    Schlüsselblume    Schöllkraut    Schwarznessel    Schwertlilie    Senf    Senna / Sennespflanze    Sibirischer Ginseng    Sideritis    Sojalecithin    Sojapflanze    Sonnenhut    Sonnentau    Spitzwegerich    Stechapfel    Steinklee    Stiefmütterchen    Strohblume    Süßholz    Taigawurzel    Tang / Algen    Taubnessel    Tausendgüldenkraut    Teebaum    Teestrauch    Teufelskralle    Thymian    Tollkirsche    Tolubalsam    Traubensilberkerze    Tüpfelfarn    Vogelknöterich    Wacholder    Walnuss    Wegrauke    Wegwarte    Weide    Weidenröschen    Weihrauch    Weinrebe    Weißdorn    Wermut    Wunderbaum    Zauberstrauch    Zimt    Zistrose    Zwiebel