Arzneipflanzenlexikon

Erdbeere

Erdbeere
Foto: Rosse

Botanische Bezeichnung

Wald-Erdbeere – Fragaria vesca L.

Familie

Rosengewächse (Rosaceae)

Wissenswertes zur Pflanze

Die Wald-Erdbeere ist in ganz Europa, im gemäßigten Asien und in Nordamerika verbreitet. Bei uns wächst sie gerne auf sandigen oder lehmigen Böden in Waldschlägen, an Wald­wegen und an Waldrändern. Ihre roten Beeren sind wegen des fruchtig-feinen Aromas beliebte Sammlerobjekte. Im Lebensmittelbereich wird allerdings die Garten-Erdbeere oder Ananas-Erdbeere (Fragaria x ananassa) genutzt, entstanden um 1750 in Europa aus einer Kreuzung der Chilenischen Erdbeere mit der Virginischen Erdbeere. Sie wird in zahllosen Sorten heute kultiviert. Erdbeeren werden roh genossen oder zu Marmelade, Fruchtmus und Fruchtsäften verarbeitet.

Der Gattungsnamen Fragaria wurde aus dem Lateinischen übernommen, wo die Erdbeere ursprünglich ‚fragum‘ hieß, mittellateinisch dann ‚fragaria‘. Das Artepitheton vesca kann als ‚klein, schwächlich‘ interpretiert werden, da die Früchte der Wald-Erdbeere selbst gegenüber der in Nordamerika schon 1624 eingeführten Garten-Erdbeere klein sind, wie eigentlich auch die ganze Pflanze. Der deutsche Namen „Erdbeere“ nimmt auf die Tatsache Bezug, dass die Früchte dieser kleinen Pflanze oft auf der Erde liegen.

Die Wald-Erdbeere wird nur bis 20 cm hoch und verbreitet sich mit Ausläufern, die sich wieder bewurzeln. Ihre Blätter stehen in einer grundständigen Rosette. Sie sind dreizählig gefiedert, die Fieder eiförmig-elliptisch mit scharf gesägtem Rand, unterseits behaart. Die weißen Blüten stehen in Trugdolden. Botanisch handelt es sich bei der Erdbeere um eine Sammelnussfrucht. Der rote, fruchtige Teil der Beere ist die bei der Reifung fleischig werdende Blütenachse; sie soll Tiere zur Verbreitung der Samen anlocken. Auf der „Beere“ sitzen dann zahlreiche kleine grüne oder braune Nüsschen mit je einem Samen.

Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)

Arzneilich werden außer der Wald-Erdbeere folgende Erdbeerarten genutzt: die Garten-Erdbeere – F. x ananassa (Duch.) Guedes; die Moschus- oder Zimterdbeere – F. moschata West. und die Hügelerdbeere – F. viridis West. Auch finden Kreuzungen und Mischungen der verschiedenen Arten Verwendung.
Verwendet werden jeweils die zur Blütezeit gesammelten, getrockneten Laubblätter (Erdbeerblätter – Fragariae folium).
Die Droge des Handels stammt aus ost- und süd­europäischen Ländern.

Inhaltsstoffe der Droge

Erdbeerblätter enthalten Gerbstoffe (kondensierte Gerbstoffe und Ellagitannine), Flavonoide und Phenolcarbonsäuren.

Qualitätsbeschreibungen

Die Qualität der Erdbeerblätter (Fragariae folium) ist im Deutschen Arzneimittel-Codex (DAC) festgelegt.

Medizinische Anwendung

Anerkannte medizinische Anwendung

Das HMPC hat Erdbeerblätter als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft (siehe „Traditionelle Anwendung“).
ESCOP: Erdbeerblätter wurden bisher nicht bearbeitet.
Kommission E: Von der Kommission E erhielten Erdbeerblätter eine Negativ­verab­schiedung, da das damals vorhandene wissenschaftliche Erkenntnismaterial die Wirksamkeit nicht belegen konnte. Die Beurteilung der Kommission E kann als sog. „Nullmonographie“ bezeichnet werden, da von der Droge nach Erkenntnissen der Kommission E keine Risiken zu erwarten sind. Als Gerbstoffdroge kann sie bei leichten Durchfällen eingesetzt werden, zu Mundspülungen bei leichten Entzündungen der Mundschleimhaut und zum Gurgeln bei Halsschmerzen.

Traditionelle Anwendung

Das HMPC hat Erdbeerblätter als traditionelles pflanzliches Arzneimittel (§ 39a AMG) eingestuft. Basierend auf langjähriger Erfahrung können Erdbeerblätter zur Erhöhung der Harnmenge und damit zur Durchspülung der Harnwege unterstützend bei leichten Harnwegsbeschwerden eingesetzt werden; auch zur symptomatischen Behandlung leichter Durchfälle.

Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln

  • geschnittene Erdbeerblätter zur Teebereitung
  • pulverisierte Droge in Tabletten

Dosierung

Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Teeaufguss: 3- bis 4-mal täglich 1 Tasse Erdbeerblättertee zwischen den Mahlzeiten warm trinken. Tagesdosis 6 bis 8 g Droge. Der Teeaufguss kann auch zur Mundspülung und zum Gurgeln verwendet werden.

Bereitung eines Teeaufgusses

2 g fein geschnittene Erdbeerblätter mit ca. 150 mL siedendem Wasser übergießen und nach 5 bis 10 Min. abseihen; kalt ansetzen und kurz aufkochen ist auch möglich.

Hinweise

Bei einer bestehenden Allergie gegen Erdbeeren (Früchte) ist auch bei einer Anwendung von Erdbeerblättern Vorsicht geboten.
Bei einer Durchspülungstherapie muss reichlich Flüssigkeit getrunken werden. Beim Vorliegen von Ödemen infolge eingeschränkter Herz- und Nierentätigkeit soll eine Durchspülungstherapie mit Erdbeerblättern nicht durchgeführt werden. Sollten während der Behandlung Fieber, Harnverhalten, Krämpfe beim Wasserlassen oder Blut im Urin auftreten, ist ärztlicher Rat einzuholen.
Für die Anwendung von Erdbeerblätter während der Schwangerschaft und Stillzeit liegen noch keine Untersuchungen zur Unbedenklichkeit vor; von einer Anwendung bei Kindern unter 12 Jahren wird wegen mangelnder Erkenntnisse abgeraten.

Nebenwirkungen

Keine bekannt

Wechselwirkungen

Keine bekannt

Literaturhinweise

Drogenmonographien

HMPC (2019), Kommission E (1990)

Weiterführende Literatur

Wichtl: Teedrogen und Phytopharmaka
Van Wyk: Handbuch der Arzneipflanzen

 

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