Arzneipflanzenlexikon

Weinrebe

Botanische Bezeichnung

Weinrebe, Weinstock – Vitis vinifera L.

Familie

Weinrebengewächse (Vitaceae)

Wissenswertes zur Pflanze

Die Weinrebe oder Weinstock, Vitis vinifera, ist eine mit verzweigten Sprossranken kletternde Holzpflanze, die in Form der Subspecies sylvestris (lat. ‚sylvester’ = Wald-, wildwachsend) in den Auenwälder der oberrheinischen Tiefebene, im Flussgebiet der Donau, im Mittelmeergebiet, in Kleinasien und Transkaukasien wild wächst. Urheimat des Weinstocks ist der Kaukasus. Die zahlreichen Sorten der Subspecies vinifera, werden weltweit kultiviert und liefern den Wein, was in dem Artepitheton vinifera zum Ausdruck kommt (lat. ‚vinum’ = Wein; ‚ferre’ = tragen).
Die Blätter der Weinrebe sind sehr charakteristisch herz-handförmig, 5 bis 7-lappig und unregelmäßig gezähnt. Die kleinen gelbgrünen, duftenden, 5-zähligen Blüten stehen dicht in zusammengesetzten Rispen, volkstümlich „Traube“ genannt. Bei der Wildform sind die Früchte klein, länglich, dunkelblau und sauer; die Früchte der Kulturformen, die „Wein­trauben“, sind deutlich größer, entweder grünlich-gelb (sie liefern den Weißwein) oder rötlich bis blauschwarz (sie liefern den Rotwein und den Rosé) und jeweils zweisamig. Arzneilich wird die Rote Weinrebe genutzt, Vitis vinifera var. tinctoria, eine Kulturvarietät, die sich durch rote Blätter und rote Beeren mit rotem Fruchtfleisch auszeichnet.

Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)

Verwendet werden die getrockneten Laubblätter (Rotes Weinlaub - Vitis viniferae folium rubrum). Sie werden während der Weinlese oder kurz danach geerntet.
Die Droge des Handels stammt aus Südeuropa.

Inhaltsstoffe der Droge

Rotes Weinlaub enthält Flavonoide, Anthocyane, Gerbstoffe und Phenolcarbonsäuren.

Qualitätsbeschreibungen

Eine Arzneibuch-Qualitätsbeschreibung des Roten Weinlaubs (Vitis viniferae folium rub­rum) steht derzeit noch nicht zur Verfügung.

Medizinische Anwendung

Anerkannte medizinische Anwendung

Das HMPC hat die innerliche Anwendung von Rotem Weinlaub in Form von Trockenextrakten (DEV 4-6:1, Auszugsmittel Wasser) als „medizinisch anerkannt“ (well established use“) akzeptiert. Das Anwendungsgebiet lautet: „.zur Behandlung der chronisch venösen Insuffizienz (CVI) mit den dafür typischen Symptomen (Bein­schwellungen, Krampfadern, schwere, schmerzende und müde Beine, Juckreiz und Spannungs­gefühl in den Waden, Wadenkrämpfe)“. Siehe auch „Traditionelle Anwendung“.
ESCOP: Wässrige Trockenextrakte (DEV 4-7:1): zur Behandlung der Symptome einer chronisch venösen Insuffizienz (CVI). Andere Zubereitungen: zur Behandlung von Be­schwerden im Zusammenhang mit Krampf­adern wie schmerzende und schwere Beine sowie Hämorrhoiden; äußerlich zur Behandlung von Krampfadern und Besenreisern; diese Anwendungs­gebiete stützen sich auf Erkenntnisse der langjährigen Anwendung am Menschen.
Kommission E: Rotes Weinlaub wurde von der Kommission E nicht bearbeitet, da es in Deutschland zu der damaligen Zeit noch keine Bedeutung hatte.

Traditionelle Anwendung

Rotes Weinlaub in Form der geschnittenen oder pulverisierten Droge für innerliche Anwendung und in Form von halbfesten Zubereitungen für äußerliche Anwendung wurde vom HMPC als traditionelles pflanzliches Arzneimittel (§ 39a AMG) eingestuft. Die dafür vorgesehenen Anwendungsgebiete basieren auf langjähriger Erfahrung und lauten: innerlich bei Beschwerden und Schweregefühl in den Beinen infolge venöser Durchblutungs­störungen, zur Linderung von Brennen und Jucken bei Hämorrhoiden und zur Linderung der Symptome einer Haut­kapillar­fragilität (Besenreiser). Eine äußerliche Anwendung ist bei Beschwerden und Schweregefühl in den Beinen infolge venöser Durch­blutungs­störungen angezeigt. Siehe auch „Anerkannte medizinische Anwendung“.

Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln

  • geschnittenes Rotes Weinlaub zur Teebereitung
  • pulverisierte Droge in Tabletten zur innerlichen Anwendung
  • Trockenextrakte (Auszugsmittel Wasser)
  • Dickextrakte zur Verarbeitung in Cremes und Salben

Dosierung

Fertigarzneimittel: Um die Wirkung zu gewährleisten, soll Rotes Weinlaub in Form von Fertigarzneimitteln mit einem definierten Extraktgehalt eingenommen werden; die Dosierung ist der Packungsbeilage zu entnehmen.
Teeaufguss: 2- bis 3-mal täglich eine Tasse warmen Rotes-Weinlaub-Tee trinken; Tagesdosis 10 bis 20 g Droge.

Bereitung eines Teeaufgusses

3 bis 6 g fein geschnittenes Rotes Weinlaub mit ca. 150 mL siedendem Wasser übergießen und nach 10 bis 15 Min. abseihen.

Hinweise

Beim Vorliegen von entzündeter Haut, einer Thrombose oder Verhärtungen des Unter­hautgewebes, bei starken Schmerzen, Geschwüren oder plötzlicher Schwellung der Beine, bei einer Herz- bzw. Nierenschwäche (Insuffizienz) ist vor der Anwendung von Rotem Weinlaub ärztlicher Rat einzuholen.
Der Harn kann sich während der Einnahme grünlich-braun färben.
Für die Anwendung von Rotem Weinlaub während der Schwangerschaft und Stillzeit liegen noch keine Untersuchungen zur Unbedenklichkeit vor. Bei Kindern und Jugend­lichen unter 18 Jahren ist das Krankheitsbild nicht relevant, weswegen eine Anwendung ohnehin nicht vorgesehen ist.

Nebenwirkungen

Bei der Einnahme von Rotem Weinlaub sind Hautreizungen wie Juckreiz, Hautrötungen oder Nesselausschlag möglich, ebenso Übelkeit, Magen-Darm-Beschwerden und Kopf­schmerzen.

Wechselwirkungen

Keine bekannt

Literaturhinweise

Drogenmonographien

HMPC (2018), ESCOP (2020)

Weiterführende Literatur

Wichtl: Teedrogen und Phytopharmaka
Schilcher: Leitfaden Phytotherapie
Van Wyk: Handbuch der Arzneipflanzen

 

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